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Schloss Český Krumlov, Kollektion der Reneissanceofenkacheln


Kachelöfen - technische Erfindung des Mittelalters, wurden im 16. Jahrhundert längst üblicher Bestandteil sozusagen jedes Haushaltes. Nicht nur Renaissanceadelige und -bürger, sondern auch Bauern konnten sich ohne sie ihre Zimmer gar nicht mehr vorstellen. Während die weniger vermögenden Menschen sich einfache, einfach verzierte, oft "nur" grün glasierte Öfen anschafften, bauten die Töpfer in den Interieuren bedeutender adeliger Residenzen bildkünstlerisch sowie architektonisch anspruchsvoll gelöste Öfen, die aus reich mit Reliefen verzierten und manchmal auch buntglasierten "Majolika-"Kacheln zusammengesetzt wurden.

Buntglasierte Ofenkachel, verziert mit einem Pflanzenmotiv (Schloss Český Krumlov, 16. Jahrhundert), Fund aus dem Jahr 1918, Foto: Michal Ernée, 2000 Buntglasierte Simsofenkachel, verziert mit Blattfries und Eierstab (Schloss Český Krumlov, 16. Jahrhundert), Fund aus dem Jahr 1918, Foto: Michal Ernée, 2000
Abb. 2 Abb. 1

Ins 16. Jahrhundert datieren wir auch die ältesten bis heute bestehenden Öfen. In Europa gibt es einige -zig von ihnen. Die überhaupt ältesten, noch spätgotischen, stehen auf der Burg Hohensalzburg. Ein paar von ihnen haben wir jedoch auch in Böhmen. Wir kennen sie von der Burg Pernštejn oder vom Schloss in Vrchlabí. Gerade der Vrchlaber Ofen, reich buntglasiert, ist ein schönes Beispiel der Kunst der Renaissancetöpfer. Er wurde im Jahr 1545 gebaut.

Davon, dass ähnliche Öfen auch in Český Krumlov standen, und zwar nicht nur in den Wohnräumen der letzten Rosenberger, wissen wir aus schriftlichen Quellen. Und es waren nicht wenige. Im Jahr 1600 zählte der rosenbergische Chronist Václav Březan im ganzen Krumauer Schloss 72 Stück. Am häufigsten sind es "grüne Öfen" oder "einfache Öfen", in neun Räumen würden wir aber gerade auch die "bunten Öfen" finden. Öfen aus buntglasierten Kacheln standen in bedeutenden Räumen der Oberen Burg. Es war, wie Březan schreibt, außer anderem "im Zimmer, wo Herr von Rosenberg wohnte".

Buntglasierte Bekrönungskachel mit Porträtsmedaillon (Schloss Český Krumlov, 16. Jahrhundert), Fund aus dem Jahr 1918, Foto: Michal Ernée, 2000 Buntglasierte Ofenkachel mit einem allegorischen Motiv (Schloss Český Krumlov, 16. Jahrhundert), Fund von der archäologischen Untersuchung im Jahr 1995, Foto: Michal Ernée, 2000
Abb. 4 Abb. 3

Viele größere sowie kleinere Teile der buntglasierten Kacheln wurden bei der archäologischen Untersuchung auf dem II. Schlosshof im Jahr 1995 gefunden (Archäologische Untersuchung der mittelalterlichen Burg Český Krumlov). Einige haben wir auch vom bereits im Jahr 1918 in Krumlov gemachten Fund (Burg Český Krumlov, Kollektion der gotischen Ofenkacheln).

Auf den Krumauer buntglasierten Kacheln finden wir eine ganze Reihe von Ziermotiven, die wir auch von anderen Werken der bildenden Kunst der Renaissancezeit kennen. Mir einer Blattwelle und einem Eierstab sind oft Gesimskacheln verziert, und zwar völlig im Geist ihrer Vorbilder - Gesimse antiker Tempel (Abb. 1). Auf vielen Kachel kommen reiche Pflanzen- (Abb. 2) sowie allegorischen (Abb. 3) Motive vor. Weniger häufig sind auf den Renaissancekacheln figurale Motiven. Auch ihr Spektrum ist viel ärmer, als im vorhergehenden 15. Jahrhundert - in der Gotik (Burg Český Krumlov, Kollektion der gotischen Ofenkacheln). Zwei schöne Beispiele finden wir jedoch auch in der Krumauer Kollektion. In beiden Fällen geht es um Bekrönungskacheln. Diese buntglasierten Tontäfelchen verschiedener Formen mit Reliefen schmückten das Hauptgesims des Ofens (Abb. 4 und 5). Auf der ersten von ihnen (Abb. 4) sehen wir in einem runden Medaillon den Kopf eines bärtigen Mannes in einem Barett, auf der anderen dann höchstwahrscheinlich ein Bild Gottes des Vaters in einem ovalen Medaillon (Abb. 5). In alle Details ist auch das hohe Relief eines Löwenkopfes auf einem weiteren Bruchstück (Abb. 6) ausgearbeitet.

Buntglasierte Bekrönungskachel, verziert mit dem Relief Gottes des Vaters (Schloss Český Krumlov, 16. Jahrhundert), Fund von der archäologischen Untersuchung im Jahr 1995, Foto: Michal Ernée, 2000 Buntglasierte Ofenkachel mit dem Relief eines Löwenkopfes (Schloss Český Krumlov, 16. Jahrhundert), Fund von der archäologischen Untersuchung im Jahr 1995, Foto: Michal Ernée, 2000
Obr. 5 Obr. 6


Bunte Glasur erscheint auf den böhmischen Kacheln etwa seit der 30er Jahren des 16. Jahrhunderts. Außer der traditionellen grünen Farbe kommen nun weiße, gelbe, verschiedene Abstufungen der blauen, blaugrüne, braune, schwarze, aber zum Beispiel auch goldene Kacheln vor. Ihre Herstellung war sehr kostspielig. Seine Rolle spielte nicht nur der Preis der Rohstoffen zur Zubereitung der Farbglasuren, sondern auch die Herstellung selbst. Auf jede von mehreren hundert Kacheln, aus denen der Ofen gebaut wurde, musste ja jemand von den Gehilfen des Töpfers schrittweise alle benutzten Farben mit einem Pinsel auftragen. Oft waren sie auch sechs.

(me)

Weitere Informationen :
Archäologische Untersuchung der mittelalterlichen Burg Český Krumlov
Burg Český Krumlov, Kollektion der gotischen Ofenkacheln
Archäologische Untersuchungen in der Stadt Český Krumlov