Am Springbrunnen

Am Springbrunnen wurde noch im Jahr 1950 getanzt

Im Tal der Polečnice bei Nové Dobrkovice steht ein Gebäude, das bekannt ist unter der Bezeichnung "U Vodotrysku" (am Springbrunnen). In der Umgebung gibt es aber keinen Springbrunnen und nichts deutet auch darauf hin, daß es hier jemals einen gegeben hat.

Pension Vodotrysk, 2007

Schauen wir uns also die Geschichte dieses Gebäudes an. Beginnen wir beim Schloßgarten in Český Krumlov, der von hier nur einige hundert Meter entfernt ist. Als der Garten unter den Fürsten von Eggenberg in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegt wurde, wurde in seinem oberen Teil ein Teich gegraben, in welchen das Wasser über Holzrohre bis aus den entfernten Wäldern von Novosedly geleitet wurde.

Ähnlich wie woanders nagte auch hier der Zahn der Zeit. Ende der 20er Jahre des 18. Jahrhunderts waren die Rohre teils schon vermodert und brachten in den Teich fast kein Wasser mehr. Die Erzeugung und das Auswechseln neuer Rohre hätte hohe Kosten erfordert, wegen denen die Verwaltung der Herrschaft dem Fürsten Adam Franz zu Schwarzenberg die Realisierung des Vorhabens nicht empfahl. Wenn sich die Verwaltung zu diesem Schritt entschlossen hatte, mußte sie sich gleichzeitig um eine Ersatzwasserquelle kümmern. Eine Lösung gab es wirklich. Der Verwalter der Bauwerke K. G. Schindler in den Bergen Ratibořické hory bei Tábor sollte versuchen, das Wasser aus den Fischteichen bei Dobrkovice (sie existierten dort noch einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg) über eine Pumpeinrichtung über den Berg in den Schloßgarten zu führen. Das Projekt von Schindler rechnete also mit dem Ausfluß des Wassers auf einer Anhöhe, die damals "Na čihadlech" genannt wurde (es wurden hier Vögel auf Vogelleim und in Netze gefangen), heute genannt Ptačí hrádek, von wo aus das Wasser über ein Selbstgefälle in den Schloßteich geleitet würde.

Der Entwurf des Schachtverwalters wurde vom Fürsten bestätigt - und so wurde ab Anfang September 1730 zuerst ein Graben ausgegraben, der in die ehemalige Mühle Dobrkovický mlýn zu den Fischteichen führte, von wo das Wasser hergeleitet wurde: die Maurer bereiteten gemauerte Fundamente vor und die Zimmerleute machten in ihrem Fach Vorbereitungsarbeiten.

Gebäude U vodotrysku (An der Fontäne), Zustand vor der Rekonstruktion

Die wichtigste Einrichtung waren Saugrohre und Ventile aus Messing, zu deren Anfertigung ein Vertrag abgeschlossen wurde mit dem Glockengießer aus České Budějovice Jiří Václav Koller. Das technische System der Maschine Schindlers beruhte auf der Tätigkeit eines Wasserrades, das einen mächtigen Eisenkolben in jedem Saugrohr in Bewegung setzte. Das angesaugte Wasser wurde durch Ventile in die Rohre gedrückt, die von der Maschine bis zum Pumpturm auf der Höhe führten. Bis zum Ende des Jahres 1730 wurde der Schloßteich auch gesäubert und besser ausgepflastert (dieses Pflaster ruht auf großen Steintafeln, es wurde in den fünfziger Jahren beim Ausbaggern des Teiches zerstört).

Beim Gebäude für die Maschinen wurden die Fundamente fertiggestellt, die Kammer und der Turm. Im Frühjahr des Jahres 1731 wurde ein großes Antriebswasserrad angefertigt und der Glockengießer lieferte die vereinbarte Einrichtung. Nach notwendigen Reparaturen und Instandsetzungen (so haben zum Beispiel die Rohre in den Pumpturm dem Druck nicht standgehalten und mußten durch Metallrohre ersetzt werden) wurde die Maschine am 19. November 1731 in ständigen Betrieb gesetzt und lieferte in 24 Stunden 3000 Eimer, also etwa 1700 Hektoliter Wasser in den Garten.

Die Maschine war in der Umgebung für ihre Zeit eine bisher unbekannte Einrichtung, es kamen Menschen von weither um sie zu sehen. Wenn an einen solchen Ort so viele Menschen kamen, war es notwendig, sich um ihre Erfrischung zu kümmern. Das geschah in erster Reihe mit Bier, es wurde zuerst in einer Holzbude von der örtlichen fürstlichen Bierbrauerei verkauft.

Die Pumpeinrichtung, deren Bestandteil eine große Versorgungskammer auf dem Ptačí hrádek war, wurde im Jahre 1827 aufgehoben. Die Kammer kann, überwuchert von Bäumen, bis heute noch gesehen werden; von der technischen Einrichtung und auch vom Bauwerk ist nichts erhalten geblieben, die Wasserleitungsrohre von der Anhöhe in den Schloßgarten sind wahrscheinlich bis heute im Boden versteckt.

Aus der bescheidenen Erfrischungseinrichtung wurde im Laufe der Zeit ein beliebter Ausflugsort der Bürger von Český Krumlov und sie wurde in den zwanziger Jahren ersetzt durch ein festes gemauertes Gebäude mit Ausschank und Tanzsaal. Es wurden hier regelmäßig Schießwettkämpfe von Scharfschützen abgehalten, Tanzunterhaltungen, ja sogar Bälle.

Das Restaurant U Vodotrysku oder nur Vodotrysk existierte bis zum Ende des Jahres 1950, als dann wegen wiederholter Raufereien der Soldaten aus der örtlichen Besatzung mit den Zivilisten die sonntäglichen Tanzunterhaltungen verboten wurden.

Weitere Informationen :
Schloßwasserleitungen

(jo)