Das Werk des Hofmalers Ferdinand Runk
Ferdinand Runk wurde am 14. Oktober in Freiburg bei Breisgau geboren. Im Jahr 1785 kam Runk nach Wien, wo der die Akademie der bildenden Künste besuchte. An der Wiener Akademie wirkten zu dieser Zeit bedeutsame Landschaftsmaler wie Johann Christian Brand oder Martin Molitor, deren Beziehung zur realen Natur, empfindliches Eingehen an das Licht und die Luftveränderungen, sich bald auch in den Werken des jungen Runk äußerte. Bald nach dem Akademieabschluß wurde Runk zu einem sehr beliebten Künstler, besonders wegen des ansprechenden Farbenreichtumes seiner Guaschlandschaften. Obwohl er auch Ölgemälde schuf, wurde die Guaschtechnik zur ureigensten Art der Künstleräußerung von Runker.
Nach dem Tode seines Vaters Jan Nepomuk von Schwarzenberg, entschloß sich sein Sohn Joseph zu Schwarzenberg, den Umfang der schwarzenberger Besitztümer nicht nur topographisch sondern auch visuell zu dokumentieren. Im Jahr 1979 bezahlte er Runk 135 Florentiner für fünf Vedute steiermärkischer Landschaften, welche ihm so gefielen, daß der junge Landschaftsmaler im folgenden Jahr einen Vertrag über die wahrheitsgetreuen Einzeichnung "diverser Landschaften des Fürstentumes in der Steiermark" erwarb. Damit er auf dem Herrschaftsgut ungestört arbeiten konnte, erteilte Fürst Josef von Schwarzenberg einen Befehl, daß jedes seiner Ämter dem Maler seine sämtliche Unterstützung und für die Zeit seines Aufenthaltes auf dem Herrschaftsgut auch sämtliche Versorgung zur Verfügung stellte. Die Zusammenstellung von 24 Ansichten aus Tirol, welche aus dieser Bestellung entstanden, gewann so eine Beliebtheit, daß sie durch den Graphiker Piringer in die Aquatinta umgewandelt wurde.
Ferdinand Runk erhielt ein Angebot vom Fürsten Josef, mit dem er zum Hofmaler werden sollte. Zwischen seine Pflichten gehörte außer dem Unterricht der Kinder auch das Reisen mit der Fürstenfamilie und das Festhalten der bedeutenden Orte, die die Familie besuchte. Von der Anzahl der Vedute der Haupt- und Residenzplätze Europas ist aber nur die Ansicht von Paris bekannt, welche von Johann Adam Klein geritzt wurde und von der Artarie in Wien verlegt wurde.
Nach der Annahme der Stelle als fürstlicher Hofmaler schuf Runk eine außergewöhnlich umfangreiche Zusammenstellung von Ansichten der Landschaft von Böhmen und der Steiermark. Eine Reihe weiterer Ansichten mährischer Herrschaftsgute des Fürsten von Liechtenstein widmete Runk dessen herrschenden Fürsten Jan I. Für den jüngeren Bruder des Fürsten Josef, den raabischen Bischof Ernst, schuf Runk eine Zusammenstellung von Ansichten des Schlosses Aigen und dessen Umgebung im Zusammenhang mit der Eröffnung des prachtvollen Naturparks, der auf Wunsch und durch Unterstützung des Bischofes entstand. Nach dieser Zusammenstellungen ätzte der Graphiker Günther sehr beliebte Kupferstechereien. Nur eine Serie der Arbeiten war nicht für die Fürstenfamilien und ihren nahen Umkreis bestimmt. Die Zusammenfassung der Ansichten aus Holland, der in der Umgebung von Maas, Roer und Samb liegenden Landschaften, wurde dem Marquise Delabord, einem französischen Staatsmann und Schriftsteller, der die Fürstenfamilie im Verlauf seines Aufenthaltes am Wiener Hof kennenlernte, gewidmet.
Ab dem Jahr 1803 wirkte Ferdinand Runk als fürstlicher Maler und Zeichenlehrer in Böhmen. Ab diesem Jahr sind in der Buchhaltung der Fürstenfamilie Auszahlungen für die Bilder der Ruinen Vítkův Kamen, Kunžvart, Plešné jezero, der Ansicht auf Kleť usw. eingetragen.
Außerordentlich glücklich wurde auch die gegenseitige Zusammenarbeit der begabten Fürstin Pauline von Schwarzenberg, einer dilettantischen Malerin, mit dem Lehrer und Ratgeber Ferdinand Runk. Die gegenseitige Beeinflussung, ersichtlich in den Vorbereitungszeichnungen und Studien, ging in den Jahren 1804 und 1805 der Herausgabe zweier Alben von Radierungen, welche die Fürstin Pauline in Form der damals sehr beliebten "voyages pittoresques", also gewisser sogenannter Reisetagebücher herausgab, hervor.
Die Motive, von der Fürstin Pauline von Schwarzenberg in den Sammlungen von Radierungen eingearbeitet, sind in den meisten Fällen auch in den Guaschs von Runk bewahrt worden.
Zwischen den Jahren 1803 bis 1826 entstand eine große Anzahl von Gemälden mit dem Sujet böhmischer Landschaften. Eine große Mehrheit von ihnen wurde im Schloß Český Krumlov aufbewahrt. Ursprünglich wurde nur der Teil der Gemälde identifiziert, die einen Teil des sogenannten Runkersalons bildeten. Durch große Unterstützung von Dr. Jiří Záloha aus dem Staatlichen Gebietsarchiv Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, der genaue Angaben aus dem Register der Schwarzenberger Rechnungsaufstellungen zur Verfügung stellte, wurden nacheinander über 130 Guaschs, Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, welche mit Bestimmtheit Ferdinand Runk zugewiesen werden können, identifiziert.
Laut der Analyse des Farbenreichtumes, des Einfangen der Atmosphäre und der Art des Gemäldeaufbaues kann Runkers Werk grob in vier Epochen aufgeteilt werden. Die Früharbeiten vertritt die Zusammenstellung von fünf Ansichten von Alpenlandschaften aus den Jahren 1797 - 1798. Die Ansicht auf Schrattenberg, den Wasserfall bei dem Weg unter der Murau und die Brücke bei Murau sind besonders durch die graubraune Farbigkeit der Felsen und durch eine gewisse Düsterkeit charakteristisch.
Die zweite Epoche bildet die Zusammenstellung von 24 steiermärkischen Landschaften, geschaffen nach der Bestellung von Josef von Schwarzenberg in den Jahren 1799-1801. Von dieser Zusammenstellung gelang es in Böhmen insgesamt 19 Gemälde zu identifizieren. Zwischen die charakteristischen Arbeiten dieser Epoche gehören die Ansicht auf den Turachsee, die Landschaft in der Umgebung von Unzmark und Špýchar bei Haynfelden, wo Runk bereits viel besser mit dem Licht arbeitet, und die Landschaft den kulissenhaften Aufbau verliert. Runk wirkte in dieser Zeit auch in den Ostalpen. Im Buch "Die Alpen und ihre Maler" wird Runk als erster Landschaftsmaler der Ostalpen aufgeführt.
Der glücklichste Zeitraum seiner Schöpfung fällt ohne Zweifel in den Zeitabschnitt der Jahre 1803 - 1810. Auf Wunsch der Fürstin Pauline besucht Runk die böhmischen Herrschaftsgute und entdeckt eine neue Landschaft, voll von romantischen Winkeln, so unähnlich der erhabenen aber unzugänglichen Schönheit der Alpen. Es entsteht eine Serie von kleinen Guascharbeiten, die sonnenüberschüttet sind, und Behaglichkeit ausstrahlen. Zwischen die typischsten Gemälde dieses Zeitabschnittes gehören die Ansicht auf den Opatovicky Teich, wo sich Runk dem künftigen impressionistischen Empfinden der Schönheit des Augenblicks nähert.
Die Ansichten der Landschaften in Böhmen, welche Runk als scharfsinniger Beobachter gemäß aller Prinzipien der zeitgenössischen Vedutmalerei verarbeitete, füllte er mit einer realen Staffage. Seine Gemälde sind ein idyllische Zusammenleben braver Dorfbewohner, wo ruhig und natürlich die herrschaftliche Gesellschaft spaziert, sich amüsiert und belehrt wird. Auf dem Gemälde Pouť na Lomci sind die Trachten der Dorfbewohner ins Detail ausgearbeitet wurden, im Topolov Insel bei Červeného Dvora können vier Kinder der Fürstin Pauline identifiziert werden. Wahrscheinlich außer der Szene des brennenden Saales der Prager Gesandtschaft im Jahr 1810, wo die Fürstin Pauline ums Leben kam, und Runk durch dieses Ereignis anscheinend tief erschüttert wurde, malte er keine dramatische Szene mehr, kein Wüten der Elemente störte mehr die idyllischen ländlichen Szenen.
Nach dem Tode der Fürstin Pauline hat Ferdinand Runk fast ein Jahr nichts gemalt. Im Jahr 1811 heiratete er die Kammerdienerin Rosalie Zadlitzová, mit der er zwei Tochter - Anna und Rosalie zeugte. In dem nachfolgenden Jahr vermerkt die Fürstenkasse wieder einen neuen Zuschub von Gemälden, aber mit einer geringeren Frequenz als in dem vorherigen Zeitabschnitt. Die Formate der Bilder werden größer und auch die Farbigkeit der Gemälde ändert sich. Mit fortschreitendem Alter wandte sich Ferdinand Runk der Manier zu, und seine letzte Zusammenstellung, die den Park in Neuwaldegg erfaßt, wurde bereits ohne persönliche Befangenheit gemalt. Aus der letzten Epoche seines Schaffens, zwischen die die Brücke bei Altlahm gehört, entsprechen einige Arbeiten nicht der Gepflogenheit, die durch ihre leuchtende Farbigkeit an die Arbeiten den vorherigen Zeitabschnitt erinnert. Aus dieser Zeit, in der Ferdinand Runk überwiegend in Österreich weilte, ist eine Reihe von Gemälden verschollen, und über ihre Existenz überzeugen uns nur die sorgfältig geführten Rechnungen der fürstlichen Kasse. In den letzten Jahren seines Lebens widmete sich Runk dem Restaurieren der Schwarzenberger Gemäldesammlung, z.B. der Hemiltner Gemälde im Jagdschloß Ohrada, des Altargemälde der Verkündigung der Jungfrau Maria von Daniel Gran (heute in Vyšší Brod) oder der Blumenidylle des Wiener Gartenpalais.
Obwohl Ferdinand Runk ein sehr produktiver Maler gewesen ist, stellte er nur selten aus. Im Jahr 1824 stellte er acht Ölgemälde aus, welche die stufenweise Entwicklungen der Natru von den höchsten Gipfeln der Schweizer Alpen bis zur ebenen Küstenlandschaft darstellen. Die Ausstellung hatte ein erhebliches Echo. Laut der zeitgenössischen Kritik hat Runk "... in diesen originellen Leinenbildern durch Vermittlung der Beleuchtung und Farbigkeit, der sich ändernden Form der Vegetation, der Erd- und Wasseroberfläche, die Veränderungen der Natur außerordentlich glücklich ausgedrückt."
Im Jahr 1834 starb Ferdinand Runk in Wien. Drei Tage nach seinem Tod wurden in der St. Josef-Kirche eine Seelenmesse abgelegt und von hieraus wurden seine Überreste nach Neuwaldegg gebracht, wo er begraben wurde. Ferdinand Runk war ein Maler, der durch Generationen von Kusthistorikern zwischen Vedutisten eingereiht wird. Seine Bilder zeigen jedoch weit größeres Interesse an Landschaften als nur an einem topographischen Erfassen von Bauten und Städten. Seine "Landschaftsansichten" ermöglichen uns ein besseres Begreifen der Beziehung unserer Vorfahren zur Landschaft als einer solchen, die Orte abbilden, die heute nicht mehr existieren oder radikal ihr Aussehen verändert haben. Obwohl Runk nicht in die Entwicklungsreihe der böhmischen Landschaftsmaler eingereiht wurde, vorbezeichnete sein Werk einen neuen realistischen Strom der Landschaftsmalerei der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
(mh)