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Ergebnisse der Restaurierung und Rekonstruktion des Schlossturmes in Český Krumlov

Schloss Nr. 59 - Kleine Burg und Schlossturm in Český Krumlov, Zustand aus dem Jahre 1998 nach der Beendigung der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten, foto:  Ladislav Bezděk Zu den bedeutsamen konkreten Aufgaben des Denkmalschutzes kann man zweifellos die Erneuerung der Dominante von Český Krumlov - des walzenförmigen Schlossturmes (Schloss Nr. 59 - Schlossturm), der Kleinen Burg [1] (Schloss Nr. 59 - Kleine Burg) zählen. Weiter werden wir uns auf die einzigartige Partie dieser Aktion konzentrieren - auf die Erneuerung der gemalten Renaissanceverzierung der Vorderfassade des Schlossturmes, die im Jahre 1993 realisiert wurde.

Die gesamte Erneuerung des Schlossturmes der Staatlichen Burg und Schlosses Český Krumlov und vor allem die Restaurierungs-, Rekonstruktions- und Malverzierungsarbeiten der Fassade des Schlossturmes war das bedeutsamste Projekt in der gegenwärtigen Geschichte des Schlossgeländes in Český Krumlov. (Die Erneuerung des Schlosses Český Krumlov in der Gegenwart und in den nächsten Jahren).

Anfangend mit der Methodik der Erneuerung, Vorprojektvorbereitung, mit dem Studium der Archivmaterialien, der erhaltenen Ikonographie, der restauratorischen Untersuchung der Verputzschichten, des Farbenreichtums der Fassade, der bildkünstlerischen Lösung der Fassade, Laboranalysen, Entwurfen der Varianten der Lösung der Farbigkeit, der Verarbeitung des Projektes und bei der Realisierung der eigentlichen Arbeiten hat man die gegenwärtigen Erkenntnisse für empfindliches konservierungsrestauratorisches Herantreten und im Falle der Erneuerung der Fassade dann auch die wissenschaftlichen Restitutionen auf dem Grunde der erworbenen Erkenntnisse ausgenutzt.

Die Ergebnisse der Arbeit wurden von der breiten Laien- und Fachöffentlichkeit beurteilt und im Jahre 1994 hat die Erneuerung des Schlossturmes in der Kategorie der Rekonstruktionen den Hauptpreis, den Preis Grand Prix der Gemeinde der tschechischen Architekten gewonnen. Im Jahre 1997 wurde der Turm zur Präsentation der tschechischen Architektur für die internationale Ausstellung "Architektur Osteuropas" in Leipzig ausgewählt.

Nähere Informationen über die Methodik, Konzeption und über den Verlauf der Arbeiten an der Erneuerung des Schlossturmes hat man in der Zeitschrift Zprávy památkové péče (Nachrichten der Denkmalpflege), Jahrgang LIV, 1994 publiziert. Der Artikel wurde in vollem Umfang übernommen und mit der Fotodokumentation aus dem Archiv der Staatlichen Burg und Schlosses vervollständigt.

Sowohl im Schloss Český Krumlov, als auch in einer ganzen Reihe weiterer Bauten der Herren von Rosenberg und auch der Herren von Neuhaus, wirkte der bedeutsame Renaissancearchitekt Baldassare Maggi d´ Arogno. Sein Werk verwirklichte die großzügige Absicht des Wilhelm von Rosenberg, die am Ende des 16. Jahrhunderts zum allmählichen Umbau der wachsenden gotischen Burg in einen repräsentativen Sitz eines Renaissanceadeligen, einen von den ausgedehntesten und bedeutendsten bei uns, gerichtet wurde. (Renaissanceumbauten des Schlosses Český Krumlov). Die charakteristischen Züge Maggi´s Konzeption waren die Vereinigung der einzelnen Gebäude, Betonung der horizontalen Gliederung der Kompositionen der rechtwinkligen Kuppelfenster, Anwendung der Lünettensimse und auch reiche plastische

Schloss Nr. 59 - Kleine Burg und Schlossturm in Český Krumlov, Zustand vor der Renovierung, foto:  Ladislav Bezděk Gliederung, die häufig reich mit Fresken betont war. Im Zusammenhang mit der Erweiterung und mit den Umgestaltungen der Residenz des Rosenberger Herrschers wurde in den 80er und 90er Jahren des 16. Jahrhunderts auch der ursprüngliche Sitz der Witigonen - die Kleine Burg (Schloss Nr. 59 - Kleine Burg) umgebaut. Der Palast wurde während dieser Zeit in ein zweistöckiges, einheitliches Objekt mit einem mächtigen Lünettensims umgebaut, eine grundsätzliche Änderung machte auch der anliegende walzenförmige Turm der mittelalterlichen Burg durch.

Am oberen Teil des Turmes wurden der Durchbruch der Fenster im Glockenhausstockwerk, der schmalen, in vier Paare gekuppelten Wandöffnungen, und Einlage der flachen Lisenenrahmen aus Ziegelmauerwerk in den ursprünglichen Steinkörper des Turmes durchgeführt. Über diesem Niveau erhob Baldassare Maggi d´ Arogno einen mit einem Pultdach, das zu dem geschmälerten Walzen des Tambours gesetzt ist, bedeckten subtilen Arkadenumgang mit toskanischen Säulen. Der Turm wurde mit einem neuen, mit Kupferplatten bedeckten Helm mit vier reich gegliederten Dachgauben und einer Laterne zugedeckt. Die ganze Stirnseite, die mit einer plastischen Terrakottaverzierung in der Höhe der Brustmauer des Umgangs, in den Nischen des Tambours und auch an den Dachgauben ergänzt ist, bemalte der Rosenberger Hofmaler Bartoloměj Beránek-Jelínek.

Die architektonische Komposition der Gemälde mit einem mächtigen Bossenwerk in den unteren Teilen, mit der Betonung der plastischen tektonischen Elemente und einem illusionistischen Wanddurchbruch durch gemalte Nischen mit figuraler Verzierung, knüpft an weitere Maggi´s Bauten an und zeugt davon, dass sie ein Bestandteil der Absicht des Architekten war und dass sie eine außerordentlich eindrucksvolle harmonische Einheit bildete. Erst mit der Anwendung des Gemäldes konnte man diese Konzeption realisieren, die bei der Anwendung der plastischen Mittel am massiven Körper des ursprünglichen Baues praktisch unrealisierbar war [2].

Trotz teilweiser Überdeckung der Bautätigkeiten in den kommenden Zeiten und trotz Übermalungen oder umfangreiche Eingriffe, die durch die wiederholten Renovierungen der am meisten beschädigten Partien hervorgerufen wurden, ist die großzügige Konzeption des Architekten Maggi im ganzen Kontext des Schlossgeländes in Český Krumlov deutlich lesbar.

Für das Thema dieses Beitrags ist es wichtig, die beachtenswerte gemalte Verzierung im Exterieur der Kleinen Burg zu erwähnen, die vor allem an der südlichen Stirnseite, in den teilweise geschützten Partien unter dem Lünettensims im Keil der nördlichen Fassade oder an völlig versteckten Stellen (Pultüberdachung zwischen der Bastion und dem Turmfuß im Südosten), an denen der Farbenreichtum, die Handschrift und charakteristische Schattierung deutlich sind. Das Exterieur des Turmes war bis zum Aufbau des Gerüstes unzugänglich. Man hat hier keine authentischen Funde der ehemaligen Verzierung erwartet - wegen der sehr verwitterten Oberfläche der Verputze und mit Bezug auf die letzte große Renovierung des Turmes im Jahre 1947, wo die Reste des ursprünglichen Verputzes zum großen Teil beseitigt wurden, wie es die erhaltenen Fotos nachweisen.

Wenn man jedoch das erreichbare ikonographische Material mit weiteren Quellen verglich, wurde die Existenz der Malerverzierung einschließlich der Grundkompositionseinteilung und der angewandten Typen der bildkünstlerischen Mittel bestätigt [3]. Nach der Konfrontation mit den sichtbaren Fragmenten und nach dem kritischen Vergleich der einzelnen ikonographischen Unterlagen ergab sich, dass man in dieser Phase keine eindeutigen Schlüsse zu Einstellung zur Renovierung machen kann. Besonders deutliche Unterschiede der verglichenen Unterlagen in den Proportionen, Details und im Farbenreichtum, die sich aus der ungleichmäßigen Qualität und Maßstäben der einzelnen Abbildungen ergaben, waren ein Grund zu einer vorsichtigen Interpretation.

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Ein wichtiges Hilfsmittel war die Möglichkeit, die gut erhaltenen Partien der Fassade der Kleinen Burg und vor allem der südlichen Stirnseite, wo sowohl die Kompositionseinteilung als auch die Details der authentischen bildkünstlerischen gemalten Verzierung bis heute lesbar sind, zu vergleichen.

Die Erklärung der finalen Behandlung des Exterieurs war natürlich (wie auch in ganzer Reihe weiterer ähnlicher Fälle) einer detaillierten Untersuchung der ganzen Mantelfläche vom Baugerüst bedingt.

Die detaillierte restauratorische Untersuchung, die in mehreren Phasen realisiert und im Laufe der Bauarbeiten ergänzt wurde, entdeckte eine Menge überraschender und interessanter Wirklichkeiten und trug bedeutsam zum Kennenlernen der Bauentwicklung des Objektes und seines Renaissancegesichts bei [4]. Man konzentrierte sich zuerst auf die Fragmente der gemalten Verzierung an der windgeschützten Seite des Tambours über dem Pultdach des Umgangs, die schon vorher von den mit einem Teleobjektiv gemachten Fotos bekannt waren. Auf den Gesimsen und in der Aedikula war es möglich, die Reste der Verzierung bei einer näheren Untersuchung als eine fixierte Überschreibung der ursprünglichen Gemälde in der Form der Übermalungen zu klassifizieren, die wahrscheinlich bei einer der letzten Renovierungen des Turmes gemacht wurde. Nach der Abnahme der schmalen, harten Schicht des Kalkzementstucks an den Dachgauben und am Tambour wurde an vielen Stellen die ursprüngliche, aber häufig sehr beschädigte Verputzschicht mit der authentischen gemalten Verzierung mit einer Reihe von merkwüdigen Details entdeckt. Dank der nachgewiesenen Symmetrie und Rythmisation der Elemente war es möglich, sich eine ziemlich genaue Vorstellung über die Gestaltung des ganzen Tambours und der reich gegliederten Dachgauben zu bilden.

Restauratorische Untersuchung der originalen Farbigkeit auf dem Tambour des Schlossturmes in Český Krumlov, Zustand um das Jahr 1590, foto:  Pavel Slavko Restauratorische Untersuchung der originalen Farbigkeit des Dacherkers der Laterne des Schlossturmes in Český Krumlov, foto:  Pavel Slavko Restauratorische Untersuchung der originalen Farbigkeit des Dacherkers und der Größe der Bossage an der Fassade des Schlossturmes in Český Krumlov, foto:  Pavel Slavko

Die Untersuchung belegte auch die ursprüngliche Auffassung der Archivolten, Zwickel und des Gesimses des Arkadenstockes über den Steinsäulen. Hier wiederholte sich eine deutliche Dekoration des Gesimses mit der Kombination einer Perlenkette und eines Eierstabes, und auch eine Rotmarmorierung. Die Verzierung blieb wieder an der windgeschützten Seite in häufigen Torsos erhalten. Die Funde an den Dachgauben, am Tambour und auch am Umgang verminderten das Misstrauen gegen die Glaubwürdigkeit der am detailliertesten bearbeiteten ikonographischen Materialien von Karl Zenker. Der Vergleich der Funde mit den Abbildungen unterstützte die Hypothese, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Verzierung (zumindest in dieser Partie) sehr deutlich war.

Die Untersuchung des Glockenhausstockwerkes des Turmes brachte nur wenige neue grundsätzliche Informationen. Die unbedeckte Übermalung des Restes der rotweißen, grob strukturierten Gestaltungen am Spalett des Bogens eines der Fenster wurde mit dem Fund einer kleinen Fläche des ursprünglichen Verputzes in der in roter Farbe aufgefassten Wandfläche vervollständigt. Bestätigt wurde allerdings die Authentizität der vorgesetzten Streifen des in die im mittelalterlichen Mauerwerk ausgebrochenen Falze eingesetzten Lisenensystems. Vom Gesichtspunkt der Erkenntnis der Bautechnik der Renaissancemeister hat man hier eine merkwürdige Sache entdeckt. Und zwar die geschmiedeten Reifen, mit denen der Turm vor der Durchführung des Aufbaues umschlossen war. Vor allem die plastischen Ziegelelemente hatten auf zahlreichen Stellen eine von Witterungseinflüssen zerstörte Oberfläche. Dieser Teil des Turmes stand wahrscheilich lange Zeit ohne Verputzschichten.

Eine Reihe der ikonographischen Materialien zeigt eben diese Partie des Turmes sehr unklar (Unterschiede sind in den Details und in der Plastizität). Die Untersuchung des unteren, konischen Turmteiles - mit Bezug auf den Zustand der Verputze, die im Jahre 1947 beinähe vollständig gewechselt wurden - brachte den Fund eines kleines Fragments der Vorzeichnung des Bossenwerkes. Sein Aussehen wurde jedoch mit älteren Funden im unteren Turmteil bewiesen, der mit dem Pultdach der Bastion überdacht war.

Alle Funde wurden ausführlich dokumentiert und insgesamt in den Plan des Turmes eingezeichnet. Es wurde eine Einteilung der bildkünstlerischen Lösung der ganzen Mantelfläche des Turmes mit hypothetischen Ergänzungen, einschließlich der Komposition der anknüpfennden südlichen Stirnseite der Kleinen Burg bearbeitet [5].

Diese Materialien dienten als Unterlagen für die Entscheidung über die ganze Konzeption der Lösung der Erneuerung des Turmes und für die Festsetzung der Anforderungen zur Durcharbeitung der Details. Es folgte eine Verarbeitung der ausführlicheren farbigen Pläne im Maßstab1:50 und 1:25 und die Teile der Verzierung oder der bestimmten Elemente wurden sogar im Maßstab 1:1 detaillierter eingezeichnet. Man hat laufend die Analogien einschließlich einer Beglaubigung der Absichten direkt im Material in situ studiert und kontrolliert, ob die Alternative, die die Stirnseite des Turmes präsentiert, gemeinsam mit bedeutsamen Funden der gemalten Verzierung im Rahmen der architektonischen und bildkünstlerischen Wirkung durchführbar ist [6].

Variante vom Entwurf der farbigen Lösung der Fassade des Schlosturmes in Český Krumlov, foto:  Ladislav Pouzar Variante vom Entwurf der farbigen Lösung der Fassade des Schlosturmes in Český Krumlov, foto:  Ladislav Pouzar

Die Entscheidung über die Endlösung ergab sich aus der Bewertung der Untersuchungen, ikonographischen Materialien, Beglaubigungsunterlagen und aus dem Vergleich mit den Analogien. Ein sehr wichtiges Moment war die komplexe Beurteilung des Problems aus dem Gesichtspunkt des Denkmalschutzes, aus dem architektonischen, bildkünstlerischen und nicht zuletzt aus dem technologischen Gesichtspunkt [7]. Die realisierte Konzeption kann man als überwiegend wissenschaftliche Restitution charakterisieren. Die gut erhaltenen Reste der authentischen Verzierung, ergänzt mit der kompletten Rekonstruktion vom Bankalgesims nach oben, und die unteren Partien des Turmes mit dem rekonstruierten illusionistischen gemalten Bossenwerk wurden in der Synthese der gesamten bildkünstlerischen Wirkung in der Höhe des Glockenhausstockwerkes mit der Erneuerung des gemalten tektonischen Apparats fertigkomponiert. Die Orientierung auf die Revokation der Komposition als eines Ganzen wurde vor allem mit vollem Respekt zu den breiteren Zusammenhängen und zu der Qualität des gegebenen Milieus (optischer Kontakt mit der Stirnseite der Kleinen Burg und der sehr gut erhaltenen ursprünglichen Verzierung, Verbindung mit den Gebäuden der Unteren und Oberen Burg) und mit Rücksicht auf das Konzept des Architekten Maggi gewählt. Man überlegte sich deswegen gut die Frage einer Ergänzug der geräumigen Nischen mit figuralen Motiven, obwohl es in der Vorbereitungsphase der Erneuerung nicht genug konkrete Informationen gab. Es is wichtig zu erwähnen, dass es nicht gelang, mit Sicherheit das ikonographische Programm der Verzierung und der Architektur des Turmes ganz aufzulösen. Obwohl die Forscher eine ganze Reihe der direkten Zusammenhänge zwischen dem Turm und der Person des Erbauers - Wilhelm von Rosenberg - anbieten, ist es zu keinem eindeutigen Einverständnis über das ganze, wahrscheinlich sehr reiche Programm gekommen.

Rekonstruktion der dekorativen Muster  mittels Technik Umschrift der dekorativen Muster auf rekonstruierte Teile der Fassade des Schlossturmes in Český Krumlov, foto:  Pavel Slavko
Rekonstruktion der Verputzschichten, die an die Flächen des originalen Verputzes des Schlossturmes in Český Krumlov anknüpft, foto:  Pavel Slavko
Restaurierung der originalen Ausmalung des Schlossturmes in Český Krumlov, foto:  Pavel Slavko

Die Wirklichkeit, dass die Ergänzung der figuralen Verzierung des Glockenhausstockwerkes zum Schluss nicht empfohlen wurde, hängt mit einer Reihe wichtiger Faktoren zusammen. Die Figuren in den Nischen kann man nicht nur als eine bildende Ergänzug auffassen, nicht nur wegen ihren monumentalen Ausmassen (mehr als 5 Meter), sondern auch weil sie im ganzen Programm wahrscheinlich die Schlüsselposition einnahmen. Während die Erneuerung der architektonischen Elemente (auch wenn in der Form eines Gemäldes durchgeführt) auf dem bekannten Grund, auf der neuen Interpretation mit der Ergänzug der bekannten und bewiesenen originalen Konzeption und des manieristischen Traktaments der Fassade des Turmes gebaut ist, würde das Aufmalen der Figuren, deren ursprüngliche Bedeutung bis heute unklar ist, den Rahmen der Venezianischen Charta überschreiten. Es wäre nur ein dekoratives Element, das mit den ursprünglichen Absichten des Erbauers, Architekten und Malers wahrscheinlich im Widerspruch wäre. Es ist zu erwähnen, daß auch die farbige Auffassung der figuralen Verzierung der Nischen unklar bleibt. Obwohl man die Denkmalaspekte bevorzugt, gibt es hier das Dilemma, das sich aus den doch verschiedenen denkmalpflegerischen und auch bildkünstlerischen Ansichten herausgibt, denn die Absenz der geräumigen Figuren in den Nischen des Glockenhausstockwerkes des Turmes wird aus dem bildkünstlerischen Gesichtspunkt als ein Mangel beurteilt und bringt auch eine andere Wirkung dieses Teiles in der Gesamtkomposition mit sich. Es ist also eine Herausforderung zum weiteren Forschen, das helfen sollte, die Bedeutung dieser Figuren zu bestimmen und damit das ganze ikonographische Programm zu dechiffrieren.

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Český Krumlov, Schloss Nr. 59 - Schlossturm, malerische Asschmückung der Arkaden und des Gesimses  des Schlossturmumgangs
Český Krumlov, Schloss Nr. 59 - Schlossturm, Tekonstruktion der der malerischen Asschmückung im Teil des Tambours
Schlossturm in Český Krumlov, Detail der in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erneuerten Fassade, Rekonstruktion der Bossage
Rekonstruktion der Malerausschmückung des Umgangs und des mittleren Teils des Schlossturmes in Český Krumlov, foto:  Ladislav Pouzar
Rekonstruktion der Malerausschmückung des Schlossturmes in Český Krumlov in einem Teil des Tambours und des Dacherkers der Laterne, foto:  Ladislav Pouzar

Eine wichtige Bedingung bei der Erneuerung der Mantelfläche des Turmes war, die authentischen Teile der gemalten Verzierung in situ zu erhalten. Nach der Verfestigung und Durchführung der Separationsschicht wurden die meisten Fragmente mit einer neuen Verputzschicht überdeckt. Nur in den am meisten geschützten Partien hat man sie im Rahmen der komplexen Lösung realisiert. Eine Grundvoraussetzung für die Erzielung der erwünschten Wirkung war die Anwendung der ursprünglichen klassischen Technologie - also Freske. Die weiche und souveräne Auffasung des Gemäldes, die diese Technik ermöglicht, und der natürliche Charakter der Oberfläche sind immer noch unersetztbar. Die Verputzschichten und besonders die im Exterieur exponierten Gemälde waren nie unbeschrenkt haltbar. Besonders in der heutigen, viel aggressiveren Atmosphäre ist es nötig die Haltbarkeit zu unterstützen. Bei der Wahl der angewandten Materialien ist es jedoch nötig das natürliche Altwerden zu beachten, besonders wenn es sich um Architektur in einer einzigartigen dominierenden Lage handelt, wo es real ist, größere Renovierungen in der Regel erst nach ein paar Jahrzehnten durchzuführen. Hier wurde die folgende Erhöhung der Festigkeit und der Fähigkeit, Wasser abzuweisen, durch Fixationen der Oberfläche mit modernen Materialien gesichert, einschließlich der wiederholten Überschrift der Malerei, die im Rahmen der finalen Herrichtung so durchgeführt wurde, dass die charakteristischen Eigenschaften der Freskenmalerei keine sichtbaren Veränderungen erfahren sollten.

Die Grundvoraussetzung eines befriedigenden Ergebnisses der Realisierung, die die Teilnahme eines großen Teams der erfahrenen Restauratoren erforderte, wareine durchgehende Koordination aller beteiligten Partner (des Investors, Architekten, der Baufirma, der Restauratoren, Denkmalschützer) [8].

Die originelle Ausschmückung, die mit einer außerordentlichen Verständnis für die monumentale Wirkung in den Weitansichten, in der charakteristischen lockeren Handschrift und in der ausdrucksvollen Farbigkeit mit dem Reichtum der Malerdetails durchgeführt wurde, erforderte erfordete vom Realisierungsteam die Rückkehr zur bildkünstlerischen Auffassung der Renaissanceschöpfer den Erwerb der Geschicklichkeit, die den Vorgängern eigen war (wie man bis heute an der Fassade der Kleinen Burg sehen kann).

Jetzt, wenn der Krumauer Schlossturm in seiner alt-neuen Gestalt erschien, die das Ergebnis eines komplizierten ämtlichen, Forschungs-, aber vor allem schöpferischen Prozesses ist, muss man folgendes konstatieren:

Nach den ersten konzeptionellen und kompositionellen Überlegungen, Studien und Prüfungen, deren Ziel war, aus den realen Bausituationen und Funden der Reste der ursprünglichen Gemälde und auch der Farbigkeit eine gesamte Komposition zu schaffen, lag der Schwerpunkt des Problems darin, wie man bei dieser Dominante der Stadt alle bildkünstlerischen Fragen, gleichmäßige Wirkung der dekorativen Elemente und der illusionistischen Architektur sowohl beim Blick von den näheren Schlosshöfen, als auch beim Blick von der Ferne bewältigt. Das ganze Ergebnis beeinflusst nicht nur die eigentliche Komposition, sondern auch die Genauigkeit der Farbtöne und ihre Intensität und das gesamte Ausklingen der einzelnen Elemente. Die Durchführung der Freskenmalerei kann man nicht als eine genaue Kopie des ursprünglichen Werkes von Bartoloměj Beránek - Jelínek auffassen, sondern als einen schöpferischen Versuch einer Interpretation der ursprünglichen Absicht des Autors in dem Moment, als sie in den letzten, dem Verderben anheimfallenden Resten erhalten wurde [9].

Český Krumlov, Schloss Nr. 59 - Schlossturm, Renovierung, Aufsetzen des vergoldeten Turmknopfes auf Giebel Einfassung der restauratorischen vergoldeten Elemente auf dem Schlossturm in Český Krumlov, foto:  Ladislav Pouzar Reparatur der kupfernen Deckung des Helms des Schlossturmes in Český Krumlov, foto:  Ladislav Pouzar

Zum Ergebnis trugen alle weiteren Eingriffe bei, die bei der Erneuerung der Mantelfläche des Turmes realisiert wurden - die so schonend wie möglich durchgeführte Reparatur des Dachstuhls, Erhaltung des wesentlichen Teiles der historischen kupfernen Deckung des Helmes des Turmes [10] - in unerläßlichen Fällen (ein schlechter Zustand der Schalung) mußte man die abgenommenen alten Kupferplatten wieder anwenden, Erneuerung des Goldanstriches der Fahnen, Zwiebel und weiterer Elemente des Daches, genau so wie die piätvolle Reparatur der historischen Holzjalousien in den Fenstern des Glockenhausstockwerkes und die Restaurierung der Terrakotta,- und Steinelemente [11].

Glocke des Uhrschlags in der Laterne des Schlossturmes in Český Krumlov, Zustand vor der Restaurierung, Datierung zum Jahre 1591, foto:  Ladislav Bezděk Glocke des Uhrschlags in der Laterne des Schlossturmes in Český Krumlov, Zustand nach der Restaurierung, Datierung zum Jahre 1591, foto:  Ladislav Bezděk

Restaurierte Turmuhr des Schlossturmes in Český Krumlov, Viertelschlaguhrwerk, Hersteller Ludwig Heinz, 1917, foto:  Martin Švamberk Kompletierung der restaurierten Turmuhr im Schlossturm in Český Krumlov. Restauratoren Ing. Alena Kavková und Ing. Jiří Soukup, foto:  Martin Švamberk ..

Sowohl die Realisierung der umfängreichen Rekonstruktion der gemalten Fassade, als auch die bau-restauratorischen Eingriffe am Turm des Schlosses in Český Krumlov entziehen sich der gewönlichen stereotypen Bau- und Denkmalschutzpraxis [12].

Renovierung des Schlosses Český Krumlov in der Gegenwart und in den nächsten Jahren, erneuertes Interieur des Schlosses Nr. 59 - Schlossturm

Václav Girsa, Pavel Jerie, Jan Severa

Bemerkungen

  1. Die Bauarbeiten hat auf dem Grunde eines Konkursverfahrens die Firma Památky-Fortel GmbH Český Krumlov nach dem Projekt der Rekonstruktion der Kleinen Burg (Dipl. Ing. Akad. Arch. V.Girsa, M. Hanzl, - SÚRPMO, 1990) und nach dem Projekt der Rekonstruktion der Mantelfläche des Turmes (Dipl. Ing. Akad. Arch. V. Girsa, M. Hanzl - GIRSA AT, 1992) durchgeführt. Investor der Aktion ist dasStaatliche Institut für Denkmalpflege in České Budějovice, vertreten vom Direktoren Dipl. Ing A. Krejčů.

  2. J.KRČÁLOVÁ - Renaissancebaue von Baldassare Maggi in Tschechien und Mähren. Praha Academia 1986. Weitere Literatur: Jan MÜLLER, P. HOFTICHOVÁ: Restauratorische Untersuchung der kleinen Burg. StRA 1987, Jan MUK, L. LANCINGER: Bauhistorische Untersuchung der Objekte des Schlossgeländes und Schlosses in Český Krumlov. SÚRPMO 1991.

  3. Aus der Auswahl des angewandten ikonographischen Materials nennen wir vor allem folgende: Bartoloměj Beránek - Jelínek(?): Porträt von Johann von Pernstein (Ölgemälde aus dem Jahre 1591)
    Ferdinand Runk: Kleine Burg mit der Baderbrücke (Guasch aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts)
    Ferdinand Runk: Schlosspanorama von der Vltava/Moldau (Guasch aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts)
    Ferdinand Runk: Schlosspanorama von der Vltava/Moldau (Guasch aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts)
    Ferdinand Runk: Kleine Burg mit dem Turm vom Norddosten (Guasch aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts)
    Ferdinand Runk: Schlossgelände von der Rybářská-Gasse (Guasch aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts)
    Karl Zenker: Blick auf die Kleine Burg mit dem Turm und Turm der Kirche St. Josbt (Aquarell aus dem Jahre 1843)
    Karl Zenker: Kleine Burg mit dem Turm vom Westen (Aquarell aus dem Jahre 1844)
    Karl Zenker(?): Kleine Burg mit dem Turm vom Süden (Lithographie aus dem Jahre 1844)
    Karl Zenker (?): Kleine Burg vom Süden (Aquarell um das Jahr 1850)
    Vollständiges Verzeichnis der zugänglichen Ikonographie siehe in: J. MÜLLER, P. HOFTICHOVÁ: Restauratorische Untersuchung der kleinen Burg. StRA 1987.

  4. Untersuchung der Verzierung des Mantels des Turmes und der kleinen Burg (vor dem Aufbau des Gerüstes) und Studienentwurfe der Erneuerung der Stirnseite (Dr. Phil. J. Müller, Dipl. Ing. Arch. P. Pešek, 1990). Ausführliche Sondageuntersuchung des Mantels des Turmes (nach dem Aufbau des Gerüstes) und Evidenz der Terrakottverzierung (Dr. Phil. J. Müller - GIRSA AT, 1991). Ausführliche restauratorische Untersuchung des Mantels des Turmes (akademischer Maler J. Čech, akademischer MalerKarel Hrubeš, akademischer Maler V. Míčko, akademischer Maler J. Novotný, akademischer Maler P. Novotný, akademischer Maler J. Říha, akademischer Maler V. Říha, akademischer Maler V. Špale, akademischer Maler J. Živný, 1992, 1993.

  5. Entwurf der bildkünstlerischen Lösung des Mantels des Turmes (Dipl. Ing. Arch. V.Girsa, Dipl. Ing. Arch. M. Zemanová, M. Hanzl - GIRSA AT GmbH, Atelier für Rekonstruktionen der historischen Objekte, 1992).

  6. Detaillierte Studienvorschläge als Unterlagen für die Realisierung (akademischer Maler J. Severa und Kol.).

  7. Konzeption der Finallösung hat am 19. Mai 1993 der Wissenschaftsrat des Direktors SÚPP Dr. Phil. J. Štulc besprochen und empfohlen.

  8. Die Aktion wurde durchlaufend von den Institutionen der staatlichen Denkmalpflege und von zugezogenen Experten gefolgt. Durchlaufende methodische Zusammenarbeit: P. Jerie (SÚPP), Dr. Phil K. Cichrová, P. Pavelec, Dr. Phil. P. Slavko (Staatliches Institut für Denkmalpflege in České Budějovice).

  9. Restauratorische Arbeiten und Erneuerung der gemalten Verzierung (akademischer Maler J. Severa, akademischer Maler J. Novotný, akademischer Maler P. Novotný, akademischer Maler J. Říha, akademischer Maler P. Říha).

  10. Untersuchung der Korrosion der kupfernen Dachdeckung (Dipl. Ing P. Holler, 1992), Bauchemie - technologische Zusammenarbeit (Dr. J. Kysilková, 1992)

  11. Restaurierung der Terrakottaverzierung (J. Pešková), Restaurierung der Steinmetzelemente (Dr. Phil. Z. Dočkal, R. Rudovský).

  12. In der Gegenwart wird an der Erneuerung der Turminterieure weiter gearbeitet.

Weitere Informationen :
II. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov
Schloß Nr. 59 - Schloßturm