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Don Julius D'Austria und sein Schicksal

Das Ende des 16. Jahrhunderts war auf dem Krumauer Schloss vor allem mit der Regierung des letzten Rosenbergers Peter Wok verbunden. Da er von seiner Ehe mit Katharina von Ludanice keinen Nachkommen bekam und da die Verschuldung des aristokratischen Geschlechtes nicht geringfügig war und der Druck der Gläubiger immer stärker war, war Peter Wok gezwungen, vor allem die Vermögensangelegenheiten seines Geschlechtes radikal zu lösen. Peter Wok trug zwar den Gedanken an die Abtretung der Geschlechtsresidenz schwer, aber schließlich am 26. Oktober 1601 tratt er an die Billigung des definitiven Vertrags über den Verkauf der Krumauer Herrschaft an Rudolf II.

Der letzte Rosenberger verließ die Krumauer Residenz, die drei Jahrhunderte lang Sitz der Rosenberger war, vor Ostern am 3. April 1602 in aller Bescheidenheit, unauffällig, ohne stürmische Feiern und Verabschieden. Vom Krumauer Schloss, dem Residenzsitz des mächtigen Adelsgeschlechtes, wurde plötzlich eine fast bedeutungslose Kammerherrschaft. Im Jahre 1605 begann eine neue Etappe in der Geschichte des Schlosses, denn es wurde zum neuen Sitz des unehelichen Sohnes des Kaisers Rudolf II. Don Julius d\'Austria.

Sein ganzer Name lautete Don Julius Caesar d\'Austria. Er wurde wahrscheinlich im Jahre 1584 oder 1586 als der älteste uneheliche Sohn des Kaisers Rudolf II. und seiner langjährigen Geliebten und Gefährtin Katharina Stradová geboren. Kaiser Rudolf hatte mit Katharina de Strada insgesamt etwa 6 Kinder. In seinen erstgeborenen Sohn Julius legte er anfangs große Hoffnungen und achtete darauf, dass er gute Erziehung und Bildung bekommt. Am Hofe bemühte man sich ihm eine würdevolle Stellung zu sichern. Als sein Residenzsitz wurde für ihn gerade Český Krumlov gewählt. Im Jahre 1605 kam Don Julius das erste Mal von Wien nach Český Krumlov. Im Sommer 1606 schickte ihn Rudolf II. ins Kartäusekloster in Gaming in Oberösterreich. Im Herbst 1606 verließ Don Julius Gaming und kehrte nach Český Krumlov zurück. Hier lebte er bis zu seinem Tod am 25. Juni 1609.

Wahrscheinlich im Jahre 1607 näherte sich Don Julius d\'Austria mehr der Margarette Pichler, der Tochter des Krumauer Baders Sigmund Pichler und Lucie Pichlerová, mit der er mit Zustimmung ihrer Eltern lebte. Nach gewisser Zeit ärgerte er sich jedoch über das Mädchen, er verprügelte es, verletzte durch Messerstiche und da er es für tot hielt, warf er es aus dem Schlossfenster vom Felsen runter. Dieses Ereignis beschrieb auch der Rosenberger Chronist Václav Březan : "Sie war von ihm schrecklich verhenkert und verstochen, dass es kein ganzes Glied an ihrem Körper gab, und so arg verrichtet warf er sie aus dem Fenster des Schlosses als tote heraus auf den Felsen. Es kam ihre Stunde noch nicht, dass sie sich erschlagen sollte, denn sie fiel auf einen Misthaufen und rutschte herab. Als sie ausheilte, versteckte sie sich vor ihm, er ließ die Mutter nicht in Ruhe, bis sie sie zu ihm führte".

Als Margarette gesund wurde, ersuchte Don Julius den Bader Pichler, dass er ihm das Mädchen ausfolgen soll. Der lehnte jedoch ab, denn er um seine Tochter Angst hatte. Deshalb ließ Don Julius Margarettens Vater ins Gefängnis setzen und er drohte sogar mit seinem Erhängen. Nach fünf Wochen, die der Vater im Gefängnis verbrachte, stimmte Margarettens Mutter dem Besuch zu und am Faschingssonntag führte sie sie zum Schloss. Am folgenden Tag, am Faschingsmontag, den 18. Februar 1608, wurde Margarette von Don Julius in einem Wutanfall bestialisch ermordet und ihr Leichnam wurde von ihm verstümmelt. Ebenfalls dieses tragische Ereignis schrieb Václav Březan nieder: "18. Februarii, am Faschingsmontag, Julius, der grausame Tyrann, der uneheliche kaiserliche Sohn, im Schloss in Krumlov einen teuflischen, schrecklichen, unedlen Fasching hielt mit seiner Beischläferin, der Badertochter, zerschlug ihr den Kopf und zerhieb sie furchtbar, dass man sie in Stücken in die Truhe legen musste".

Mit dieser grausamen Tat, die in den europäischen aristokratischen Kreisen Empörung hervorrief, fielen sämtliche Rücksichten auf die Kaiserfamilie. Auch sein Vater hatte mit dem Sohn kein Erbarmen und gab einen Befehl zu seiner lebenslänglichen Gefangenhaltung im Krumauer Schloss. Nach dem Mord vertiefte sich Julius Geisteskrankheit - Schizofrenie, immer mehr. Er hörte auf sich zu rasieren, waschen, lehnte das Essen ab, zerschlug Gegenstände um sich herum und warf sie aus den Fenstern heraus. Er ging nicht aus dem Schloss heraus, sogar nicht einmal aus seinen Zimmern. Er zog sich nicht um und die Wäsche zerschnitt und zerriss er auf sich. Am Ende seines Lebens lebte Don Julius in Schmutz und Unordnung. Er schlief nur in Teppichen und Lumpen, in die er sich verwickelte, wenn ihm kalt war. Die Decken zerriss er und die Einrichtung des Zimmers demolierte er völlig. Die Dienerschaft hatte Angst und ekelte sich vor ihm und niemand wagte sein Zimmer zu betreten, denn es verbreitete sich daraus durch das Schloss ein starker Gestank.

Sein Zustand wurde am 22. Juni 1609 schlechter, als er erkrankte und schwierig atmete. Kurz darauf, am 25. Juni 1609, starb Don Julius d\'Austria. Als Todesursache bezeichnete man Erstickung nach dem Durchbruch eines Geschwürs in den Hals. Julius Tod vermerkte auch Václav Březan, der im Julius Leben im Krumauer Schloss einen Schimpf über die ehemalige rosenbergische Residenz sah, denn er schrieb: "25. junii, in der Nacht zu Freitag, Julius, der Bankert, der uneheliche Sohn und Tyrann in Krumlov, gefangen gehalten im Schloss unter den Pelikanzimmern, war auf dem Klo lange, fiel, gab die Seele auf. Das Teufelein hat ihn erwürgt!"

Sehr bald kommt eine Instruktion aus der Böhmischen Kanzlei zur Beerdigung des unehelichen Sohn des Kaisers, der im Krumauer Minoritenkloster bestattet wurde. Bis heute wurde die genaue Stelle des Grabs nicht gefunden. Das Grab wurde nur an die Mauer angebaut. Wie es von der Instruktion ersichtlich ist, sollte das Grab nur vorübergehend dienen, später sollten die Überreste woanders hin geführt und an einem für den Kaisersohn würdevollen Ort definitiv bestattet werden, aber nach dem Tode Rudolfs II. wurde es wahrscheinlich zum definitiven Grab.

Weitere Sagen :
Sagen und Legenden des Schlosses Český Krumlov
Sagen und Legenden der Stadt Český Krumlov
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(mj)