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Renaissanceumbauten des Schlosses Český Krumlov und seiner Interieurs


Der Lebensstil des ersten unter den böhmischen Herren und des höchsten Landesbeamten bedurfte auch repräsentativer Residenzen. In der Zeit der Regierung Wilhelms von Rosenberg blieb die Hauptresidenz der Rosenberger das Krumauer Schloß. Der Prager Palast auf dem Hradschin, der von seinem Besitzer bei seinen häufigen Aufenthalten in der Residenzstadt des böhmischen Königreichs benutzt wurde, wurde vollendet, die Festung "Leptačská" hat einen Generalumbau durchgemacht, dessen Ergebnis das zauberhafte Lustschloß Kratochvíle war, und auch das Schloß in Třeboň wurde teilweise umgebaut.

Sehr gut charakterisiert dieses Interessengebiet des vorletzten Rosenberger Herrschers am Schluß seiner Biographie Václav Březan, der schrieb: "Und eine besondere Vorliebe hatte er für die Bautätigkeit. Darum hat er die Krumauer Burg - alt, unordentlich, eng, dunkel und unfreundlich, fast in allen Stellen erweitert, umgeformt, auf eine fröhliche und geräumige Weise erbauen lassen, so daß außer dem alten Turm kein Rest der alten Gestalt blieb: Unten ein durch und durch schönes Gebäude mit zwei Gewölben, eins auf dem anderen, von einer Seite Stall, von der anderen Seite eine Stube, Küche und Speisekammer, und oben wurden für die Burgbeamten geeignete Zimmer eingerichtet. Weiter befindet sich im Schloß die zierliche Kleine Burg und ein Turm dabei, kreisrund, schön und anmutig, wobei dergleichen in Böhmen nicht zu finden ist."

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Das Zentrum des Rosenberger Hofes war das Krumauer Schloß, das Wilhelm im Jahre 1551 als eine mittelalterliche Burg übernommen hat (Schloß Český Krumlov in der Zeit der Gotik). Manche Forscher vermuten, daß sein Aussehen in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts getreu in den Kopien eines nichterhaltenen Originals des Bildes, das unter dem Titel "Die Teilung der Rose" (Bild "Die Teilung der Rose"). bekannt ist, widergespiegelt wird. Vom Beginn der 60er Jahre bis zum Ende 80er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde die Krumauer Burg bedeutend umgebaut, und diese Eingriffe veränderten ihr Aussehen völlig in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts - ein Renaissanceschloß entstand.

Der neueste Teil der Krumauer oberen Burg in der Zeit des Beginns von Wilhelms Regierung war der Südflügel an dem zweiten oder hinteren Schloßhof (Schloß Nr. 59 - Die Obere Burg), im Jahre 1513 unter Peter IV. von Rosenberg gebaut. Aufgrund von Andeutungen in Quellen kann man voraussetzen, daß die Umbauten auch den westlichen und nördlichen Flügel betroffen haben.

Die Schloßtrakte um diesen hinteren Schloßhof, hauptsächlich die Ausschmückung der Schloßhoffassade, wurden in Wilhelms Zeit auch sicher ordentlich gepflegt. In den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts wurden dort neue Schornsteine gebaut. Es kam sicher zur Umgestaltung der damaligen Interieure, der Beweis dafür ist das Inventar der Einrichtung der Schloßzimmer aus dem Jahre 1600. Wir wissen, daß die Erdgeschoßräume unter der damaligen Grünen Stube, dem heutigen Maskensaal, vollständig umgebaut wurden - Wilhelm ließ hier im Jahre 1563 eine neue große Schloßküche einrichten. Vorher war dort wahrscheinlich die Gesindestube.

Die Hauptbautätigkeit konzentrierte Wilhelm von Rosenberg auf den IV. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov. Am Beginn der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde der Schloßhof mit dem nördlichen Flügel abgeschlossen, in dessen erstem Stock die hohe und geräumige Wappenstube entstand. Die Treppe an der Wappenstube wurde in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts durch einen Gang, der über einen neu gebauten Schwibbogen führte, mit den Zimmern des Herrschers und mit der Kapelle verbunden.

Freskoausschmückung des IV. Hofes des Schlosses Český Krumlov (16. Jahrhundert)

In derselben Zeit wurde auch der südliche Flügel des vorderen Schloßhofes (der III. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov) bedeutend umgebaut, in dessen erstem Stock neben der Kapelle zwei neue Zimmer entstanden sind, seit 1600 unter der Bezeichnung Pelikanzimmer bekannt, und im zweiten Stock entstanden die Kaiserzimmer oder Goldenen Zimmer. In der Schloßkapelle muß es auch zu bestimmten Umbauten gekommen sein, denn 1576 wurde sie durch den damaligen Prager Erzbischof Antonín Brus von Mohelnice neu geweiht.

Der sichtbare Beweis, daß in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts der Ostflügel umgebaut oder beendet wurde, ist die Jahreszahl 1577, die in den Stein über dem Eingangstor in den I. Hof eingemeißelt ist.

In den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts beendete Baldassare Maggi d´ Arogno die Bauarbeiten auf dem I. Hof des oberen Schlosses - er brachte alle dortigen Dächer auf das gleiche Niveau. In den 80er Jahren fanden auch Umbauten in manchen Zimmern, die mit neuen, offensichtlich größeren Fenstern versehen wurden, statt.

Zu Beginn der 80er Jahre verlief auch der Aufbau des dritten Stockwerkes über dem Frauenzimmer, heute unter der Benennung Musikerzimmer bekannt. Wenn nämlich Václav Březan schrieb, am 1. Januar 1581: ".... war Frau Fürstin (d.h. Anna Maria von Baden) bisher in Krumlov und sie zog in die neuen oberen Frauenzimmer ein....", kann es sich nicht um andere Räume gehandelt haben, weil das neue Frauenzimmer (im zweiten Stock über den Herrscherzimmern) zusammen mit dem alten Frauenzimmer (im ersten Stock neben dem Wappengang) schon im Inventar des Krumauer Schlosses aus dem Jahre 1545 aufgeführt ist. Die Inventare vom Beginn des 17. Jahrhunderts sprechen dann auch ganz klar von dem oberen Frauenzimmer über den Frauenzimmern.

Der Rosenberger Herrscher war in seiner Sehnsucht nach der Erweiterung und Verschönerung der Krumauer Residenz räumlich sehr beschränkt. Die Lage der oberen Burg auf dem Felsen ermöglichte keine umfangreichen Anbauten, und darum hat er sich auf den Umbau der bestehenden Burg konzentriert. Größere Möglichkeiten in dieser Hinsicht bot die alte Kleine Burg, wo das sog. untere Schloß entstand, aber davon später.

Mit Bedauern müssen wir sagen, daß die Eggenberger Umbauten in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts und die Schwarzenberger Umbauten zu Beginn der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert nicht viele Interieure aus der Zeit Wilhelms und Peter Woks von Rosenberg unberührt ließen.

Sehen wir uns an, wie die Räume des oberen Krumauer Schlosses am Ende des 16. Jahrhundert gegliedert waren. Erdgeschoß- und Kellerräume der Gebäude um die beiden Höfe des oberen Schlosses dienten zu Betriebszwecken. Zum Beispiel im Westflügel des hinteren Schloßhofes unter dem heutigen Maskensaal befand sich damals die neue Schloßküche, aus der ein später vermauertes Treppenhaus in den Durchgang an der Mantelbrücke führte. Gegenüber dieser vermauerten Tür liegt der Eingang in die sog. Wenzels-Keller, in deren oberem Teil sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die alte Schloßbrauerei befand. Die Erdgeschoßräume und Kellerräume des Flügels zwischen den beiden Höfen dienten zur Aufbewahrung von Wertgegenständen und des silbernen Geschirrs. Bis heute benutzt man für diese Keller die Bezeichnung Silberschatzkammer. An der Stelle der heutigen großen Eingangstür gegenüber der Silberschatzkammer war die Tür in das Schloßbadezimmer, das Bad genannt. Heute befindet sich an dieser Stelle das Eintrittsvestibül. Im Erdgeschoß des nördlichen Flügels des ersten Schloßhofes lag unter dem heute nicht mehr existierenden Wappenzimmer das neue Gesindezimmer (in den Räumen des sog. Kapuzinergangs).

Das erste und zweite Stockwerk des oberen Schlosses barg Wohnräume und Repräsentationsräume. Die Privatzimmer der letzten Rosenberger Herrscher waren im ersten Stockwerk des Ostflügels an dem vorderen Schloßhof (der III. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov). Zwei Zimmer, heute als Rosenberger Zimmer bezeichnet, in denen die Renaissancewandmalereien erhaltengeblieben sind, (Wandmalereien im sog. III. Renaissancezimmer des Schlosses Český Krumlov), dienten damals als Vorzimmer. Zwei große am weitesten östlich gelegene Zimmer dieses Schloßflügels, ein bißchen asymmetrisch nebeneinander gelegen und durch die alte Wendeltreppe abgetrennt, dienten als Schlafzimmer und Zimmer des Herrschers. Später wurden sie durch Trennwände in kleinere Räume geteilt. Eine Vorstellung von ihrer Geräumigkeit kann man sich an Ort und Stelle machen.

Von dem Gang vor den Herrscherzimmern aus konnte man die Schloßkapelle im Südflügel betreten. Die Schloßkapelle war mit dem daneben liegenden Pelikanzimmer verbunden. Der Zutritt zu diesem Zimmer war auch durch eine Wendeltreppe in der südwestlichen Ecke des III. Schloßhofes möglich, zu dem eine bis heute existierende Tür führte. Neben dem Pelikanzimmer lag noch ein Wohnraum und eine Kammer. Diese drei Räume zusammen mit der Wendeltreppe gingen in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts verloren und an ihrer Stelle befindet sich heute der untere Teil des Haupttreppenhauses neben der Kapelle.

Eine lange Zeit blieb die Benennung Pelikanzimmer unerklärt. Unsere Vorfahren vermuteten, daß das Zimmer nach einer bestimmten Person dieses Namens benannt wurde. Die Erklärung wurde dann in den Schloßinventaren gefunden. Die Zimmerwände waren nämlich mit Textiltapeten mit dem Muster dieser exotischen Vögel bezogen.

In die Herrscherzimmer und in die Kapelle konnte man auch von dem Treppenhaus neben der ehemaligen Wappenstube aus gelangen - heute befindet sich hier der Eingang in die Rosenberger Zimmer. Die Wappenstube, heute würden wir dafür vielmehr die Bezeichnung "Saal" benutzen, wurde Anfang der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts an der Stelle der alten Wehrmauer auf der Nordseite des III. Schloßhofes gebaut. Der Saal hat den ersten und zweiten Stock dieses Schloßflügels eingenommen, er war etwa 22 m lang und fast 9 m breit. Unterhalb der Decke, zwischen den oberen runden Fenstern, waren an der Wand große Schmuckschilde mit Wappen, nach denen der Saal seinen Namen bekam. Die Wände der Wappenstube bedeckten lederne Dekorationstapeten, an der Vorderwand hing das Rosenberger Wappen, mit rotbraunem Samt und goldenem Damast umhüllt. An der Decke hingen zwei Messinglüster.

Die Wappenstube wurde aus zwei Gründen ausführlicher beschrieben: Erstens als Beispiel für das damalige Interieur eines Festsaales, und zweitens hauptsächlich, weil sie nicht mehr existiert. Der Saal wurde in den Jahren 1747 - 1748 liquidiert, an der Stelle des hohen Raumes entstanden zwei Stockwerke, in denen einige kleinere Zimmer errichtet wurden. Im heutigen zweiten Stock der ehemaligen Wappenstube kann man an der Wand die Reste der Malereien der Schmuckschilde mit nicht mehr erhaltenen Wappen sehen.

Aus der Wappenstube konnte man den Wappengang betreten (der Rosenberger Wappengang), dessen Ausschmückung mit der Ausschmückung des Saales zusammenhing. Der Gang existiert bis heute, und man kann dort die gut erhalten gebliebenen und restaurierten Wappen Wilhelms von Rosenberg, Wappen seiner zwei ersten Ehefrauen, Katharina von Braunschweig und Sophia von Brandenburg, sehen, sowie die Wappen seiner vier Schwestern und deren Ehemänner - Anna von Rosenberg und Jáchym von Hradec, Alžběta von Rosenberg und Jindřich von Švamberg, Bohunka von Rosenberg und Jan Popel Junior von Lobkowicz, Eva von Rosenberg und Mikuláš Zrinský.

Die Treppe aus dem Wappengang führt in einen weiteren großen Schloßsaal, in der Zeit der letzten Rosenberger einfach Palast genannt. Heute heißt er Spiegelsaal. Er nimmt den ersten Stock des Nordflügels des IV. Schloßhofes ein. Der Westflügel birgt in sich auf dem Niveau des ersten Stockwerks die ehemalige Grüne Stube, den heutigen Maskensaal. Der Palast und die Grüne Stube werden zum erstenmal im Hinterlassenschaftsinventar Peter Woks von Rosenberg aus dem Jahre 1545 erwähnt.

Im ersten Stock des Südflügels an dem IV. Schloßhof befand sich das Königszimmer, ein großes Zimmer mit erhaltenen schönen Erkerfenstern mit Aussicht auf den Schloßhof und auf den Fluß Vltava.

Von der südlichen Seite des Wappengangs konnte man das sog. alte Frauenzimmer betreten, das zum erstenmal in dem oben genannten Inventar aus dem Jahre 1545 erwähnt wird.

Im zweiten Stock des Ostflügels an dem I. Schloßhof waren über den Herrscherzimmern die Frauenzimmer. Der Zutritt erfolgte entweder durch die Treppe von der Wappenstube oder durch die alte Wendeltreppe von den Herrscherzimmern. Diese Zimmer waren von den anderen Räumen im zweiten Stock isoliert.

Die Wendeltreppe führte vom Pelikanzimmer in die zwei großen Kaiserzimmer im zweiten Stock. Aus dem ersten von ihnen konnte man das Oratorium der Schloßkapelle betreten. Das zweite diente als Verbindung zu anderen Räumen des zweiten Stocks, von denen am bedeutendsten die zwei geräumigen Markgrafenzimmer am Ende des Südflügels an dem IV. Schloßhof waren.

Aus dem zweiten Kaiserzimmer konnte man an dem alten Speisesaal vorbeigehen, und man kam in den nördlichen und westlichen Trakt am IV. Schloßhof, wo sich keine bemerkenswerten Zimmer befanden, vielleicht mit Ausnahme eines großen Raumes, "unter den Dachstühlen über der Grünen Stube" genannt, der später umgebaut wurde und in dem sich auch die heutige Bildergalerie befindet.

Die Gebäude des sog. unteren Schlosses wurden in den Jahren 1577 - 1578 gebaut. Sie haben auf eine interessante Weise das obere Schloß mit der Kleinen Burg verbunden, und zwar durch das heutige Butterfaß, was ursprünglich ein vorgeschobener Wehrkommunikationsbau war und als Nebeneingang in die Burg diente (die Haupteinfahrt befand sich damals an der Mantelbrücke). In dieser alten Vorburg standen ursprünglich Wirtschaftsgebäude. Der Neubau wurde von Anfang an Buchhalterei genannt (Schloß Nr. 59 - Die Neue Burggrafschaft), nach einem von den Ämtern der Verwaltung der Rosenberger Herrschaft, für die er bestimmt war. Die Erdgeschoßräume des Nordflügels des unteren Schlosses dienten den Betriebsbedürfnissen der Rosenberger Beamten. Es gab dort zum Beispiel die Küche und Ställe. In dem daneben gelegenen Schmalzkasten (Zámek č. p. 59 - Schmalzkasten) - diese Bezeichnung benutzt man für dieses Gebäude erst seit dem 18. Jahrhundert - war damals die Bäckerei. Der erste Stock des Nordflügels, wo sich heute die Büros der Filiale des Staatlichen Regionalarchivs befinden, wurde in Arbeitszimmer und Wohnungen der Rosenberger Beamten aufgeteilt. Unter anderem hatte dort auch Václav Březan sein Zimmer. Im Erdgeschoß des kürzeren Ostflügels befand sich das Rentamt und im ersten Stock dann die erwähnten Buchhaltereien oder Hauptrechnungskanzleien. Heute ist an deren Stelle die Schloßbibliothek. In der Buchhalterei verzeichneten die Schloßinventare aus den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts auch die ehemalige "Kammer des gnädigen Herrn", mit Worten eines Zeitgenossen gesagt - das Arbeitszimmer oder Büro der letzten zwei Rosenberger Herrscher.

Auf dem unteren Schloßhof (der II. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov) steht der Schloßturm mit der Kleinen Burg (Schloß Nr. 59 - Die Kleine Burg, Schloß Nr. 59 - Schloßturm). Die kleine Burg hält man für den ersten Sitz der Herren von Krumau. Im 16. Jahrhundert diente sie als Lager für Waffen und Wirtschaftsgerät, die Dachböden waren Speicher. Bei der umfangreichen Bautätigkeit im Krumauer Schloß in den 70er und 80er Jahren des 16. Jahrhunderts blieb nicht einmal dieses Objekt ausgespart. Es hat sich hauptsächlich sein Äußeres verändert, seine Fassade wurde - in Übereinstimmung mit der Ausschmückung des neuen runden Turmes - mit figürlichen Motiven und anderen Motiven durch Bartoloměj Beránek genannt Jelínek ausgeschmückt.

Der Krumauer Schloßturm blieb im Prinzip der einzige bedeutende unbetroffene Rest von Wilhelms Bautätigkeiten in der Burg. Er entstand durch den Umbau des alten runden Turmes in den 70er und 80er Jahren des 16. Jahrhundert als Zeuge der Meisterschaft des italienischen Renaissancebaumeisters Baldassare Maggi. Der Neubau des Turmes muß kurz vor dem Jahre 1590 beendet worden sein, seine Fassade hat nämlich Bartoloměj Jelínek ausgeschmückt. Das damalige Aussehen des Turmes und der Kleinen Burg ist auf dem Porträtbild mit Jan von Pernstein aus dem Jahre 1591 zu sehen.

In der Laterne des Schloßturmes sind seit 400 Jahren zwei unmittelbare Zeugen der Abschlußarbeiten im Turm, Glockenspiele ("Uhrenzimbeln"), aufbewahrt. Das größere von ihnen hat im Jahre 1590 der Prager Glockengießer Brikcí von Cinperk, das kleinere der Kannenmacher Jakub Wolfart im Jahre 1591 gegossen.

Der Schloßturm diente als Wachturm, Beobachtungsturm, und in den unteren Räumen war das Gefängnis. Die südliche Seite des II. Schloßhofes war damals unbebaut.

Die meisten Objekte auf dem heutigen I. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov standen schon im 16. Jahrhundert. Diese ausgedehnten Räume der damaligen Vorburg waren ausschließlich für wirtschaftliche Zwecke bestimmt. Gleich am Graben, in dem heute Bären gehalten werden, schloß sich an die Kleine Burg die alte Burggrafschaft an (Schloß Nr. 58 - Alte Burggrafschaft). Das Gebäude auf der südlichen Seite diente als Stall und Speicher, das Haus gegenüber war auch ein Speicher. Ein bißchen abseits, nördlich davon, stand die neue Schloßbrauerei, im Jahre 1560 gebaut. Weiter waren dort Ställe und ein kleines Schlachthaus.

Einen wesentlichen Teil des heutigen Hirschengartens bildete ein Teich. In das obere Schloß fuhr man über die Mantelbrücke, dort war die Haupteinfahrt. Hinter der Brücke waren Ställe und verschiedene Lager.

Der heutige Schloßgarten existierte noch nicht. Die Funktion eines Ziergartens zur Erholung der Herrschaft erfüllte der Herrengarten in der Neustadt am Fluß Vltava (Historische Gärten und Parkanlagen in Český Krumlov). Der Garten entstand in den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts an dem Witwensitz der Mutter der letzten Rosenberger, Anna von Rogendorf. Dieser Sitz wurde an der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts in den Neubau des Zeughauses eingegliedert, aus dem dann 1625 die neue Fürstenbrauerei entstand.

Obwohl der Garten ganz außerhalb des Schloßareals lag, konnte man ihn direkt vom Schloß aus betreten, ohne durch die Straßen der Stadt gehen zu müssen. Aus dem oberen Schloß führte nämlich ein Gang (Verbindungsgang) durch die Dachböden des Butterfasses, der Buchhalterei, der Kleinen Burg, der alten Burggrafschaft, beider Speicher in der Vorburg, durch das Klarissinnen- und Minoritenkloster beim Latrán bis in das Herrenhaus und den Herrengarten in der Neustadt. An einigen Stellen, wo die Gebäude nicht dicht nebeneinander standen, führte der Weg durch neu erbaute Verbindungsbögen. Der Gang ist heute nicht mehr durchgängig, aber dessen Reste sind noch immer leicht zu erkennen.

(ak)

Weitere Informationen :
Schloß Nr. 59 - Neue Burggrafenschaft, Restaurierung der Renaissance-wandmalereien
Schloss Nr. 59 - Kleine Burg, Restaurierung der Renaissancewandmalereien