Das Schloß Český Krumlov in der Zeit der Renaissance
Die Vormundschaftsregierung von Peter Wok von Rosenberg über die Kinder seines Bruders Jost und seiner Ehefrau Anna Rosenberg, geborene von Rogendorf hat die Zeit der Hochblüte des Rosenberger Dominiums vorgezeichnet. Die kam mit dem Antritt der letzten Generation der Rosenberger, der Brüder Wilhelm von Rosenberg (1535 - 1592) und Peter Wok von Rosenberg (1539-1611). Sowohl der alte Ursprung des Geschlechts, das ausgedehnte und wirtschaftlich rentable Dominium, als auch persönliche Fähigkeiten prädestinierten besonders den älteren der Brüder, Wilhelm, zu einem schnellen gesellschaftlichen und politischen Aufstieg. Wilhelm begann seine Karriere dadurch, daß er den Namen des Rosenberger Geschlechts rehabilitierte und seiner Familie die führende Stellung unter den Adelsgeschlechtern in den böhmischen Ländern zurückgab. Von 1550 an, als er als Knabe in königliche Dienste eingetreten war, erreichte Wilhelm nach und nach bedeutende Würden, und im Jahre 1570 wurde er zum höchsten Prager Burggrafen ernannt, also zum Vertreter des Königs im Lande, und er dachte auch daran, die polnische Krone zu gewinnen. Im Jahre 1585 hat ihm der spanische König Philip II. den Orden des goldenen Vlieses verliehen. Ausgezeichnete diplomatische Fähigkeiten hat er bei innerstaatlichen Streitigkeiten und als Mitglied der kaiserlichen Gesandtschaften bewiesen. Durch seine Herkunft und dank seiner vier Trauungen - mit Katharina von Braunschweig (1557), Sophia von Brandenburg (1561), Anna Maria von Baden (1578) und Polyxena von Pernstein (1587) - wurde Wilhelm von Rosenberg mit den bedeutendsten Geschlechtern des böhmischen, österreichischen, deutschen, spanischen, italienischen und polnischen Adels verwandt. Die Erträge der Rosenberger Domänen, die neue Weise des Wirtschaftens und auch Zahlungen, die aus den blühenden Rosenberger Städten in die Adelskasse geflossen sind, ermöglichten Wilhelm, einen pompösen Lebensstil zu führen, einen kostspieligen Hof zu unterhalten, umfangreiche Umbauten der Residenzen durchzuführen und Mäzen in Wissenschaft, Musik, Literatur und bildender Kunst zu sein. Das Schloß in Český Krumlov bekam unter Wilhelm von Rosenberg das Aussehen einer monumentalen prunkvollen Renaissanceresidenz und wurde zugleich das kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zentrum des ausgedehnten Rosenberger Dominiums. Der Rosenberger Herrscher stand an der Spitze des aristokratischen Hofes, umgeben von den Mitgliedern seiner Familie, Höflingen, Hofdamen und von einer Menge von Beamten, Kammerdienern, Edelknechten, Dienern, Gelehrten und Künstlern.
Wilhelm wurde schon in
seiner Jugend durch die Pracht und Kultur des Italiens der
Renaissance beeindruckt, das er während der Reise des böhmischen
Adels in den Jahren 1551 - 1552 zur Begrüßung der Ehefrau des
zukünftigen Kaisers Maxmilian II., Marie von Spanien, kennengelernt
hatte. Nach der Rückkehr nach Böhmen begann Wilhelm von Rosenberg
mit dem großzügigen Umbau der alten Familienresidenz unter der
Leitung italienischer Meister, wie der Chronist Václav
Březan, schreibt: "die Krumauer Burg, alt, unordentlich, eng,
dunkel und unfreundlich, ließ er in eine freundliche und geräumige
umbauen, so, daß außer dem alten Turm kein Rest der alten Gestalt
geblieben ist." Die mächtige gotische Burg wurde in Übereinstimmung
mit dem Terrain so umgebaut, daß sie den Vorstellungen des
Renaissancemagnaten am nächsten kam. Es kam zu einer großen
Veränderung und Erweiterung der Oberen Burg (Schloß
Nr. 59 - Die Obere Burg), wo der italienische Baumeister
Antonio Drizzan, der Welsche genannt, und später der Hofbaumeister
Baldassare
Maggi d´Arogno gearbeitet haben. Mit Malerarbeiten im Inneren
und auf dem III. und IV. Schloßhof war wahrscheinlich der
Rosenberger Hofmaler Gabriel de
Blonde beauftragt. Die malerische Ausschmückung der Kleinen
Burg und des Schloßturmes hat ein anderer Maler im Rosenberger
Dienst, Bartoloměj
Beránek-Jelínek, gemacht. Die Krumauer Schloßresidenz hatte ein
ausgedehntes System von überdachten Gängen, die durch die
Häuserdächer führten und den Durchgang von den Herrscherzimmern der
Oberen Burg bis in die Klöster und den herrschaftlichen Garten in
der Neuen Stadt (Verbindungsgang).
ermöglichten. Es wurde auch im unteren und oberen Schloßgarten
gebaut und es wurde ein neuer Wildpark angelegt. Die letzten
größeren Veränderungen des Schlosses ließ Wilhelm von Rosenberg im
Jahre 1588 durchführen. Damals sollte Baldassare Maggi mit einem
umfangreichen Umbau der Gebäude um den III.
Schloßhof und IV.
Schloßhof beginnen, wo er hätte die Wände vereinigen, die
Fenster vergrößern, neue Schornsteine bauen, die Treppen und Türen
reparieren und den Hof mit neuen Malereien versehen sollen.
Wilhelms sehr erfolgreiche politische Karriere und persönliche Erfolge wurden durch die Tatsache überschattet, daß ihm keine Ehe den sehnlichst erwarteten Nachkommen brachte, und über dem Geschlecht der Rosenberger begann es langsam zu dämmern. Wilhelm von Rosenberg starb im Jahre 1592 und den Besitz übernahm sein jüngerer Bruder Peter Wok von Rosenberg, der in die Politik nicht viel eingegriffen hat, aber als leidenschaftlicher Sammler von Büchern, Kunstgegenständen und verschiedensten Kuriositäten bekannt war. Seine Ausbildung war zwar nicht so systematisch wie die Wilhelms, aber dank seiner Sehnsucht nach Wissen gehörte er zu den gebildetsten Adeligen seiner Zeit. Wilhelms politische Karriere hatte auch eine negative Seite, nämlich die unendliche Menge der finanziellen Mittel, die der vornehme Rosenberger für seine Repräsentation ausgeben mußte. Er hinterließ seinem Bruder das Rosenberger Dominium mit riesigen Schulden belastet. Obwohl sich Peter Wok aus aller Kraft bemühte, den Familienbesitz ungeteilt zu erhalten, wurde er durch Gläubiger gezwungen, manche Herrschaften zu verkaufen. Nach dem Tode seiner Ehefrau Kateřina von Rosenberg, geb. von Ludanice, im Jahre 1601 hat sich Peter Wok schweren Herzens entschlossen, seinen alten Familiensitz in Český Krumlov dem Kaiser Rudolf II. von Habsburg zu verkaufen und nach Třeboň (Wittingau) umzuziehen. Der Kaiser hat das Schloß persönlich nie besucht. Nur in den Jahren 1605 - 1609 wurde Krumlov der Sitz von Rudolfs unehelichem Sohnes Julius de Austrius , und es blieb durch sein tragisches Schicksal gebrandmarkt. Český Krumlov verlor die Stellung einer aristokratischen Residenz, des Verwaltungszentrums und gesellschaftlichen Zentrums des großen Dominiums. Im Jahre 1610 kam es im I. Schloßhof zu einem Brand. 1611 wurde die Stadt durch die Passauer Truppen besetzt. Während des Ständeaufstands ließ der Kommandant der Kaisergarnison Ferdinand Carrati de Carrara in der Vorburg des zweiten Schloßhofes eine mächtige Befestigung mit Basteien bauen. Im Jahre 1622 schenkte der Kaiser Ferdinand II. von Habsburg die Krumauer Herrschaft dem steirischen Geschlecht der Eggenberger.
Die Renaissanceinterieure sind als Nachbildungen Bestandteil I. Besichtigungstrasse des Schlosses Český Krumlov und den Besuchern zugänglich.
Weitere Informationen :
Die
Geschichte des Schlosses Český Krumlov
Das Schloß
Český Krumlov in der Barockzeit
Schloß
Nr. 59 - Neue Burggrafenschaft, Restaurierung der
Renaissance-wandmalereien
Schloss
Nr. 59 - Kleine Burg, Restaurierung der
Renaissancewandmalereien
(mh)