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Aus der Geschichte des Schloßturmes in Český Krumlov

Český Krumlov, Schloss Nr. 59 - Schlossturm, Übung der Feuerwehr, ein historisches Foto Der Schloßturm in Český Krumlov ist unlängst in den Mittelpunkt des Interesses der breiten Öffentlichkeit geraten. Am 22. August 1991 wurde der Turmknopf nach fast zweihundert Jahren geöffnet, der ein Zeitzeugnis enthält. Im entdeckten Blechkasten wurden ein Pergamentblatt mit Text aus dem Jahre 1690 und mit einer Zuschrift aus dem Jahre 1794, 10 Stück silberne Dreikreuzermünzen eggenbergischer Prägung aus der Münzstätte in Český Krumlov (4 Stück von 1677, 6 Stück von 1685), Bruchteile von drei verschiedenen Siegeln aus Naturwachs, ein paar Reliquien aus ehemaligen Klöstern in Český Krumlov (Jesuiten, Minoriten, Klarissinnen) und ein Stück rote Koralle gefunden. Jede der gefundenen Denkwürdigkeiten hat ihren historischen dokumentarischen Wert, am aussagekräftigsten ist allerdings der umfangreiche Text aus dem Jahre 1690 auf einem Pergament mit den Abmessungen von 40,5 x 34 cm. Der Inhalt des Textes - in langwierigem zeremoniellem Amtsdeutsch vom Ende des 17. Jahrhunderts geschrieben - kann kurz folgendermaßen ausgedrückt werden: Am 13. September 1690 wurde ein neuer vergoldeter Turmknopf auf den Schloßturm in Český Krumlov gesetzt. Zu jener Zeit herrschte Kaiser Leopold I., und die Herrschaft von Český Krumlov wurde vom Fürsten Johann Christian I. von Eggenberg verwaltet, dessen Gemahlin Maria Ernestine von Eggenberg, geborene zu Schwarzenberg, war. Zum Hervorheben der Bedeutung der Dynastien beider Eheleute werden ihre berühmten Vorfahren mit Aufzählungen von bedeutenden und wichtigen Taten erwähnt - Ruprecht von Eggenberg (Uronkel von Johann Christian), Johann Ulrich von Eggenberg (Großvater von Johann Christian), Johann Anton I. von Eggenberg (Vater von Johann Christian), Adolf zu Schwarzenberg (Urgroßvater von Marie Ernestine), Johann Adolf II. zu Schwarzenberg (Vater von Marie Ernestine). In dem lateinisch geschriebenen Abschluß wird angeführt, daß von Pater Rektor Jan Eitner das Jesuitenkolleg von Český Krumlov (die Gasse Horní Nr. 154), von Pater Guardian Antonín Capitan das Minoritenkloster und von Äbtissin Zuzana Mědníková das Klarissinnenkloster verwaltet wurden. Ganz am Ende wird erwähnt, daß zu jener Zeit Italien vom französischen König Ludwig XIV. militärisch angegriffen wurde und der Süden Europas langfristig von den Türken bedroht wurde.

Nach Ablauf der notwendigen Zeit zur gründlichen Renovierung des Schloßturmes, wenn das Gerüst verschwindet, werden wir wohl beim Blick auf das Wahrzeichen von Český Krumlov zu Recht die Worte von Václav Březan am Schluß der Lebensgeschichte von Wilhelm von Rosenberg anführen können: "Dort im Schloß gibt es daher eine sehr zierliche Kleine Burg und dabei einen rundlichen, schönen und holdseligen Turm, der keinen gleichen in seiner Art und Lage in Böhmen findet."

Im Jahre 1592, wo Wilhelm von Rosenberg gestorben ist, war dieser Turm ein Neubau. Höchstwahrscheinlich wurde dadurch der alte Turm ersetzt, dessen annähernde Gestalt in der bekannten Kopie des nicht erhaltenen Renaissancebildes Teilung der Rose dargestellt wird. Der Umbau des Schloßturmes und der anliegenden Kleinen Burg in den 70er und 80er Jahren des 16. Jahrhunderts paßt zu den umfangreichen Umbauten, die an der Rosenberger Residenz von Český Krumlov unter der Herrschaft Wilhelms von Rosenberg vorgenommen wurden. Der Hauptburghof der unteren Burg (der heutige II. Schloßhof) hat in der 2. Hälfte der 70er Jahre des 16. Jahrhunderts eine ganz neue Form durch den Anbau des Buchhalterei genannten Gebäudes (Schloß Nr. 59 - Neue Burggrafschaft) und des Wirtschafts- und Verwaltungszentrums (der heutige Nord- und Ostflügel) erhalten. Die alte Kleine Burg und der Turm waren offensichtlich architektonisch nicht mit diesen neuen Objekten abgestimmt, und deshalb mußte ihre Gestalt vollständig geändert werden. Außer diesem nicht gerade verläßlichen ikonographischen Dokument (das Bild Teilung der Rose) haben wir kein anderes Dokument, durch das die Existenz des alten Turmes bei der Kleinen Burg bestätigt würde. Demgegenüber wird die "Kleine Burg" im Nachlaßinventar Peter Woks von Rosenberg aus dem Jahre 1545 erwähnt. Damals ist es nicht um ein Wohnobjekt gegangen, sondern um einen Lagerraum, auf dessen Dachboden 731 Eimer Roggen (etwa 500 hl) und in den Innenräumen Waffen (226 Lanzen, 328 Hakenbüchsen, 16 Büchsen, verschiedene Armbrüste u.a.) gelagert wurden. Im Schloßinventar von Český Krumlov aus dem Jahre 1581 werden wir über die Sortimentsänderung der dort gelagerten Gegenstände informiert, wenn wir unter der Überschrift "in der kleinen Hofburg in der Stube und in den Kammern von Schaffer Matouš" eine lange Liste von verschiedensten Geräten lesen, die die Handwerker benutzten, die das ganze Schloß und die ganze große umliegende Wirtschaft in Ordnung hielten.

Der Bau des neuen Turmes, der von Baldassare Maggi d´Arogno geleitet wurde, muß Ende der 70er Jahre des 16. Jahrhunderts begonnen worden sein, weil 1580 schon die Dachstühle für den Turm gezimmert wurden. Ein direktes Zeugnis darüber ist der Brief von Jetřich Slatinský ze Slatinky an Wilhelm von Rosenberg vom 16. April 1580, in dem unter anderem geschrieben wird: "... mit Meister Zimmermann Mertl unter Anwesenheit von Meister Balcar betreffs des Dachstuhles, der auf dem Turm des Schlosses in Český Krumlov zu machen ist, habe ich besprochen ... Und der Zimmermann hat mir geantwortet, daß er gut weiß, daß dieser Dachstuhl nach der Besprechung zu machen ist, und daß er sich dabei fleißig bemühen will. Zwar wurde noch ein geringer Anfangsteil dieses Werkes außer dem Holz gezimmert ... Meister Balcar will den Zimmermann dazu führen, daß der Dachstuhl schön geformt und entsprechend gemeistert wird." Von diesem Brief von Slatinský geht offensichtlich Václav Březan aus, als er in der Lebensgeschichte von Wilhelm zum Jahre 1580 folgendes bemerkt: "In diesem Jahr wurde der Dachstuhl auf dem neuen runden Turm von Krumlov in der Kleinen Burg nach der Besprechung von Jetřich Slatinský von Meister Zimmermann Merkl schön gemacht und gebaut." Wenn wir wissen, daß der Rohbau des neuen Schloßturmes im Jahre 1580 beendet wurde, werden wir ein wenig durch die Behauptung von Březan überrascht, daß im Jahre 1589 "der alte Turm von Krumlov in der Kleinen Burg niedergerissen wurde. Mit dem Niederreißen des Turmes wurde in der Kleinen Burg von Krumlov angefangen." Dies kann nur so erklärt werden, daß vielleicht die Reste des ursprünglichen alten Turmes beseitigt wurden, wodurch dessen ehemalige Existenz für uns bestätigt wird. Weil der beschränkte Raum, in dem der neue Turm steht, nicht genug Platz für zwei Türme nebeneinander gewährt hat, kommen wir logisch zur Schlußfolgerung, daß der neue Turm mit seinem Unterteil auf den geformten und verfestigten Gründen des ursprünglichen Turmes stehen mußte, dessen nicht mehr entsprechende und störende Reste im angeführten Jahr 1589 verschwunden sind.

Im Jahre 1590 wurden die Abschlußarbeiten begonnen. "In demselben Jahr im Monat August wurde der neue runde Turm in der Kleinen Burg von Krumlov von Bartoloměj Jelínek, Maler, gemalt, oben unter dem Turmknopf angefangen, der auch dieses Jahres am 28. Juli gebaut wurde, sowie an der Wand". (Bartoloměj Beránek - Jelínek).

Die Arbeitsergebnisse des Baumeisters Baldassare Maggi d´Arogno, des Zimmermannes Merkl (oder Mertl) und des Malers Bartoloměj Jelínek können wir an einem Teil des Porträtbildes von Jan von Pernštejn aus dem Jahre 1591 sehen.

Český Krumlov, die älteste bekannte Ikonografie des Schlossturmes und der Kleinen Burg, Detail vom Porträt des Johann von Pernstein, Autor Bartoloměj Beránek - Jelínek, 1590

Die Gesamtgestalt des emporragenden Turmes entspricht dem, was wir heute mit eigenen Augen erblicken können. Einige Elemente der Außendekoration sind mit der Zeit verschwunden (Figurenmalereien) oder sie wurden durch andere ersetzt (Dachdeckung).

In der Laterne des Schloßturmes ruhen seit vierhundert Jahren zwei unmittelbare Zeugen der Endarbeiten am Turm, die Glockenspiele (Uhrenzimbeln). Die größere Zimbel, die die vollen Stunden schlägt, wurde im Jahre 1590 vom Prager Glockengießer Brikcí von Cimperk gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 110 cm, am Oberteil ein Reliefband mit sich wiederholendem Motiv eines Mannes mit einer Baßgeige und mit verschiedenen Tieren und an der Ummantelung vier Aufschriften :

(vier Zeilen, Majuskeln) TEMPORA PRECIPIANT NIHILQ EST FVGATIVS HORIS / VTERE TEMPORIB, TEMPORA DONEC HABES/CVR TIBI SPEM VITE LONGOS PRODUCIS IN ANNOS / VT MOMENTV HORAE, SIC TVA VITA FVGIT.

(sechs Zeilen, Majuskeln) ILLVSTRISSIM PRINCEPS DOMINVS DNS GVILHELMVS / VRSINVS TE ROSENPERGK SVPREME DOMVS / ROSENBERGICAE GVBERNATOR AVREI VELLE / RIS EQVES SACRAE CAESA MAIES A COSILIIS / INTIMIS CONSILIARIVS SVPREMVS REGNI BO / HEMIE PVRGRAVIVS FIERI FECIT ANNO 1590.

In der Mitte der Aufschrift ist das Rosenberger Wappen.

(drei Zeilen, Minuskeln) slowutny Brykcy zwonarz z czynpergku / Miesstienin na nowem miestie Praz / skem tento cymbal udielal leta 1590.

(zwei Zeilen, Minuskeln) Bdiete a modlete se neb ne / wite den ani hodiny.

Die kleinere Zimbel, die die Viertelstunden schlägt, wurde im Jahre 1591 vom Kannen- und Glockengießer Jakub Wolfart aus Prachatice gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 90 cm, am Oberteil ein Reliefband mit biblischen Motiven, an der Unterkante ein Reliefband mit Pflanzenmotiven, an der Ummantelung Reliefe der Evangelisten Johannes und Matthäus und zwei Aufschriften :

(vier Zeilen, Majuskeln) GVLIELMVS . VRSINVS . GVBERNATOR . DOMVS ./ ROSENBERGICAE . EQVES . AVREI . VELLERIS . CAES ./ SACRAE . REGIAEQVE . MAIESTATI . A . CONSILIIS ./ INTIMIS . SVPREMVS . REGNI . BOHEMIAE . BVRGGRAVIVS .

(drei Zeilen, Majuskeln) Ge lit odemne Gakuba Wolfarta Konwarze ./ W mnestie prachaticych leta panie / .1.5.9.1.

In einigen erhaltenen Inventaren des Schloßmobiliars in Český Krumlov aus dem 17. Jahrhundert wird uns die Innengestaltung des Turmes und der Kleinen Burg vorgestellt. Die Aufstellungen aus den Jahren 1607, 1614 und 1649 sind ganz identisch. In die Kleine Burg hat eine Haupttür geführt, in ihrem Unterteil waren 8 Fenster, im Mittelteil 16 Fenster und im Dachgeschoß (Speicher) 12 Dachgauben. Vom Mittelteil der Kleinen Burg führte eine Verbindungstür ins Nebengebäude (Buchhalterei, heute Schloßbibliotheken) und eine Tür in den Schloßturm. In den Turmräumen waren fünf Glocken, ein Uhrwerk, zwei Uhrenzimbeln und eine Stube mit drei Fenstern, in der eine kleine Glocke hing, mit der die Schloßbewohner zum Essen zusammengerufen wurden. Im Jahre 1649 wird ausdrücklich angeführt, daß das Uhrwerk neu war.

Schlossturm in Český Krumlov Schloss Nr. 59 - Schlossturm

Das Inventarverzeichnis aus dem Jahre 1664 ist schon ausführlicher und für uns auch dadurch wertvoll, daß der Turm darin als "grüner runder Schloßturm" beschrieben wird. Die Eingangstür von der Kleinen Burg war mit einem Schloß und einem Haken versehen, gleich dahinter rechts war eine weitere Tür (mit Haken, Kette und Schloß). Die dritte Tür (mit Haken und Kette) führte ins sogenannte untere Gefängnis, und dahinter war die vierte Tür (mit Haken und Kette). Vom unteren Gefängnis konnte der Schuldige mittels eines dicken Stricks ins "Loch" - ins unterste dunkle Gefängnis hinabgelassen werden. In dem höheren Stockwerk des Turmes war das sogenannte obere Gefängnis mit einer Tür (mit Haken und Kette). Noch höher war der Zutritt zu den Glocken (eine Tür) und am höchsten der zum Uhrwerk (eine Tür), mit der zwei Zimbeln verbunden waren.

Die konkrete Information über einen grünen Anstrich des Schloßturmes im Jahre 1664 ist sehr interessant und führt uns zu der Ansicht, daß die ursprüngliche Grundfarbtönung des neuen Schloßturmes vom Ende des 16. Jahrhunderts grün war. Diesem Farbton sind dann die Arbeiter bei der Generalrestaurierung des Turmes im Jahre 1690 gefolgt.

Durch die Buchungsbelege werden wir weiter darüber informiert, daß Jan Delart, Uhrmacher aus Mirovice, im Jahre 1659 ein neues Uhrwerk für den Schloßturm gefertigt hat, durch die die Viertelstunden und vollen Stunden geschlagen wurden. Der fürstliche eggenbergische Maler Zachariáš Voják (Milles) hat für die neue Uhr vier neue Zifferblätter gemalt.

Am 10. Mai 1662 um 17 Uhr hat während eines Gewitters ein Blitz in den Schloßturm eingeschlagen und offensichtlich dessen Oberteil ziemlich stark beschädigt, weil an dem reparierten Turmteil neue Uhrenzifferblätter von dem schon erwähnten Zachariáš Voják gemalt werden mußten.

Im Jahre 1690 wurde der Schloßturm insgesamt gründlich restauriert. Die Hauptaufmerksamkeit wurde damals dem Teil des Turmes vom Laufgang nach oben gewidmet, weil dieser Teil am meisten unter den Witterungseinflüssen gelitten hat. Zuerst wurde von den Zimmerleuten ein Gerüst um den ganzen Turmoberteil gebaut, die Schindeldeckung von Dächern und Überdachungen beseitigt (diese wurde dann durch Kupferbleche ersetzt), alle Holzteile der Turmkonstruktion untersucht und beschädigte Säulen, Keile, Träger, Balken u.ä. durch neue ersetzt. Die Zimmerleute haben auch ein Sondergerüst für den Maler gefertigt, der den ganzen Turm angestrichen hat, und für die Spengler, die an den höchsten Turmteilen gearbeitet haben. Die Zimmerarbeiten wurden vom Schloßzimmermann Vít Roch geleitet, mit dem sechs Gesellen und zwei Lehrlinge gearbeitet haben.

Die Kupferschmiede haben die alten Kupferbleche abgerissen und alle offenen Oberteile des Turmes, Dächer, Überdachungen und Türmchen mit neuem aus Jindřichův Hradec gebrachten Kupferblech gedeckt, einen neuen Hauptturmknopf und einen neuen Wimpel mit gehämmerten Wappen - dem eggenbergischen und dem schwarzenbergischen - gefertigt. Der Hauptmeister bei den Kupferschmiedearbeiten war der Bürger von Český Krumlov Jan Steckel, und ihm haben drei Arbeiter geholfen.

Mit den Malerarbeiten wurde der Maler Melichar Hoffengut aus der Vorstadt von Krumlov - aus Plešivec - beauftragt. Von ihm wurde zuerst der neue Turmkopf vergoldet, in den dann jene gefundene Eintragung auf Pergament hineingelegt wurde. Weiter hat er den neuen Hauptwimpel vergoldet und die gehämmerten Wappen (eggenbergisches und schwarzenbergisches) mit entsprechenden Farben angestrichen, vier kleine Wimpel und vier kleine Turmknöpfe auf den Seitentürmchen an der Laterne vergoldet und vier Zifferblätter der Turmuhr repariert und vergoldet. Während zehn Wochen hat er dann die gesamte Außenfläche des Turmes mit grüner Farbe angestrichen. Er hat einen Doppelanstrich durchgeführt, und ihm haben dabei fünf Personen geholfen.

In weiteren Kurzeintragungen über das Turmschicksal wird angeführt, daß der Maler Josef Putz im Jahre 1754 die Turmzifferblätter repariert hat und in demselben Jahr die zerfallene Treppe im Teil von den Glocken zum Laufgang durch eine neue, steinerne ersetzt wurde.

Im Jahre 1760 wurde im Turm eine Wohnung für den Turmwächter eingerichtet, die bis heute erhalten ist.

Schloss Nr. 59 Schlossturm, Treppen zu den Zimbeln des Uhrenschlags, Foto: Stanislava Slavková Schloss Nr. 59 Schlossturm, Interieur, Foto: Stanislava Slavková

Eine weitere Beschädigung durch Witterungseinflüsse wurde im Jahre 1763 schriftlich festgehalten, wo durch einen Sturm am 20. Juli ein Teil der Kupferbleche abgerissen wurde. Bevor die neuen Bleche befestigt wurden, reparierte man die freiliegenden Dachstühle.

Im Jahre 1786 ist der Schloßturm zum Streitgegenstand zwischen schwarzenbergischen Beamten geworden. Der Steuereinnehmer aus der ostböhmischen schwarzenbergischen Herrschaft Vlčice, Jan Hübner, der sich damals dienstlich auf dem Hof Koroseky aufgehalten hat, hat die Verwaltung der Herrschaft Český Krumlov beschuldigt, daß fünf große Kupferbleche, die vom Wind abgerissen wurden, nicht genügend ersetzt wurden. Nach seiner Angabe wurden nur drei beschädigte Stellen ordentlich ergänzt, und zwei von ihnen wurden nur ungenügend mit Brettern und dünnem Blech gedeckt. Von der Verwaltung der Herrschaft Český Krumlov wurde diese Beschuldigung widerlegt und nachgewiesen, daß die im Jahre 1785 beschädigte Überdachung über der Uhr ordentlich repariert wurde. Den Schriften sind zwei Zeichnungen des Schloßturmes beigefügt.

Im Jahre 1794 ist die Tragstange des Hauptwimpels über dem großen Turmknopf gebrochen und mußte ausgetauscht werden. Der Turmknopf wurde bei dieser Gelegenheit geöffnet, die Denkwürdigkeiten aus dem Jahre 1690 untersucht und eine Kurzeintragung über die Wimpelbeschädigung und die Reparatur beigelegt. Alles wurde in einem verzinnten Kasten verwahrt.

Am 29. Mai 1796 um 22 Uhr hat ein Blitz in den Turm eingeschlagen. In der Wohnung des Turmwächters schmolz z.T. das Blei in den Fensterscheiben, und an mehreren Stellen waren Schwefelspuren. Der Turm ist unbeschädigt geblieben, aber zwei Schornsteinfeger haben den ganzen folgenden Tag und die ganze Nacht gewacht, ob es im Turmraum keinen versteckten Brandherd gibt.

Im Jahre 1864 haben die Spengler die Blechummantelung des Turmoberteiles in der Laterne und auf den Überdachungen repariert.

Die an der Fassade eingetragene Jahreszahl 1880 zeigt, daß in diesem Jahr vielleicht der Verputz restauriert wurde. Schriftliche Unterlagen über diese Restaurierung fehlen.

Die letzte große Restaurierung hat der Turm im Jahre 1947 erlebt. Das Kollaudierungsprotokoll vom 29. November 1947 gibt an, daß folgende Arbeiten beendet wurden :

  1. Reparatur der Kupferdachdeckung des Turmes.
  2. Restaurierung aller Außenverputze und Gesimse und sonstiger architektonischer Elemente.
  3. Reparatur der dekorativen keramischen Köpfe unter dem Laufgang und im Turmoberteil mit Lieferung und Versetzung von sechs neuen Kopfstücken aus gebranntem Ton, die nach den ursprünglichen Köpfen geformt wurden.
  4. Restaurierung von Mauerwerk und Verputz von vier gemauerten Dachgauben im Turmoberteil.
  5. Restaurierung von Gewölben und Verputz im Laufgang.
  6. Reinigung und Reparatur der Steindeckplatten an der Laufgangbrüstung.
  7. Reparatur des Ziegelpflasters im Laufgang.
  8. Reparatur und Anstrich der Fensterladen im Glockenturm.
  9. Reparatur und Anstrich aller anderen Fenster im Turm.
  10. Reparatur und Anstrich aller anderen Fenster im Turm.
  11. Reparatur von vier Zifferblättern der Turmuhr mit dem Zifferblatt im Verputz, Vergoldung der Uhrzeiger.
  12. Reparatur und Ergänzung des Priependaches und der Ziegeldächer.
  13. Verschiebung von zwei Fensteröffnungen auf der Südseite des anliegenden Baues zum Turm um 60 cm und Ergänzung des unterbrochenen Hauptgesimses.
  14. Restaurierung der Außenverputze am Gebäude unter dem Turm.
  15. Reparatur des Schornsteinkörpers in diesem Gebäude.
  16. Reparatur der Priependeckung des Gesimses.
  17. Reparatur und Anstriche aller Fenster im Gebäude unter dem Turm.
  18. Sicherung des Felsens unter dem Turm, Aushau von Sträuchern, Reparatur von Rissen.

Fotografie des Schlosses Český Krumlov aus dem Jahre 1929 Die Dachdeckerarbeiten wurden von S. Šrámek aus Velešín, die Spenglerarbeiten von S. Prais aus Český Krumlov und Antonín Bednář aus Zlatá Koruna und die Malerarbeiten von Václav Fošum aus Český Krumlov durchgeführt, die Uhrzeiger wurden von František Hoch aus České Budějovice vergoldet und von Josef Štěpánek aus České Budějovice wurden acht neue keramische Köpfe nach alten Mustern gefertigt.

Bei der Restaurierung wurde offensichtlich auch mit den Restaurierungen der Reste der Malereien gerechnet, weil im August 1947 der Kunstmaler Rudolf Adámek aus Prag von der schwarzenbergischen Oberbauverwaltung in České Budějovice aufgefordert wurde, die mit der Restaurierung der Reste der Malereien am Schloßturm in Český Krumlov verbundenen Arbeiten zu übernehmen. Maler Adámek hat jedoch geantwortet, daß er mit einem großen Auftrag in Prachatice zu beschäftigt sei und diese Arbeit nicht übernehmen könne, sondern daß er es erst im nächsten Jahr, im Jahre 1948, tun könnte. In jenem folgenden Jahr ist es jedoch zu politischen Veränderungen gekommen, und andere Probleme mußten gelöst werden.

Ein wenig unklar ist heute für uns die ikonographische Ausschmückung des Schloßturmes. Das älteste den Zustand des Turmes knapp nach der Fertigstellung darstellende Bild (1591) zeigt klar, daß an die großen Flächen zwischen den hohen Fenstern des Glockenturmes Personen gemalt waren. Figurendekoration gab es auch an der Kleinen Burg. In den Quellen aus dem 17. Jahrhundert werden dekorative Malereien am Turm oder an der Kleinen Burg gar nicht erwähnt. Wir wissen nur so viel, daß der Schloßturm im Jahre 1664 als "grüner runder Turm" bezeichnet wurde und im Jahre 1690 gründlich mit grüner Farbe angestrichen wurde. Aus den alten Buchungsmaterialien geht nicht hervor, ob die mit Malereien geschmückten Flächen beim Anstrich des Turmes im ursprünglichen Zustand belassen wurden oder ob der ganze Turm angestrichen wurde. Die zweite Variante ist wahrscheinlicher. Ergänzen wir zum Problem des "grünen Turmes" in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nur noch, daß der ursprüngliche grüngetönte ab und zu mit Figurenmalereien und sonstigen Verzierungen bedeckte Grundanstrich des ganzen Turmes (was auf dem Bild aus dem Jahre 1590 offensichtlich ist) dem Turm diese Bezeichnung geben konnte. Es kann nämlich vorausgesetzt werden, daß zu Beginn der 60er Jahre des 17. Jahrhunderts am Turm noch der Putz aus dem Jahre 1590 war, weil die Kaiserepoche der Burg von Český Krumlov (1602 - 1622) und die Zeit der ersten zwei Herren von Eggenberg von keiner bedeutenderen Bautätigkeit begleitet wurde.

Aus dem 18. Jahrhundert haben wir zwei erhaltene Zeichnungen des Schloßturmes - Anlagen zur erwähnten Hübner-Affäre aus dem Jahre 1786. Auf dem größeren Aquarell, auf dem der ganze Turm mit allen Details dargestellt wird, ist die Ummantelung des Turmes in grauer Farbe getönt, ohne Andeutung von Malereien. Die kleinere, zum Teil kolorierte Zeichnung stellt nur den Oberteil des Turmes dar.

Vom Beginn des 19. Jahrhunderts sind uns vier Zeichnungen des Schloßturmes mit allen Details erhalten geblieben, auf denen die Konturen der gemalten Figuren zu sehen sind. Drei verschiedene Ansichten des Turms wurden in den Jahren 1816, 1819 und 1824 von Ferdinand Runk, dem fürstlichen schwarzenbergischen Maler, gemalt, der dafür bekannt war, daß er die gesehene Tatsache genau dargestellt hat. Aus dieser Zeit stammt auch das nichtfachmännische, aber schöne Bild von Teresie von Lobkowicz.

Ferdinand Runk, Schloss Český Krumlov mit der Lazebnický-Brücke (Baderbrücke) und Schlossturm, Guasch, Anfang des 19. Jahrhunderts Schloss Nr. 59 - Kleine Burg, Karel Zenker, 1843, Ansicht der Kleinen Burg und des Schlossturmes

Es kann also vorausgesetzt werden, daß zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch sichtbare Reste der ursprünglichen Figurenmalereien am Schloßturm waren, die der damalige Schloßinhaber in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts wohl restaurieren lassen wollte. Für diese Theorie würden zwei Aquarelle des schwarzenbergischen Geometers und Malers Karl Zenker aus den Jahren 1843 und 1844 sprechen. Diese werden für Entwürfe gehalten, wie der Schloßturm nach einer gründlichen Renovierung aussehen sollte, durch die dem Turm die ursprüngliche Gestalt zurückgegeben würde. Die Tatsache, daß an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert die Konturen der gemalten Figuren sichtbar waren, kann so erklärt werden, daß die nicht erneuerten Anstriche des Schloßturmes aus dem 17. Jahrhundert von häufigem Regen und Stürmen abgewaschen wurden und darunter die ursprünglichen Malereien erschienen sind.

Český Krumlov, der Schlossturm mit einem fünfzackigen Stern, ein historisches Foto nach dem Jahre 1950 Schloss Nr. 59 - Schlossturm, gegenwärtiger Zustand

Auch das Schicksal der Turmglocken ist interessant. In allen Schloßinventaren aus dem 17. Jahrhundert (1607, 1614, 1649, 1664) wird angeführt, daß dort fünf Glocken waren - zwei große, eine mittlere und zwei kleine. Heute hängen dort vier Glocken, von denen drei noch den alten Schloßturm und die Gestalt der Burg von Český Krumlov aus dem 15. Jahrhundert gesehen haben. Die größte Glocke stammt aus dem Jahre 1406, sie hat einen unteren Durchmesser von 147 cm und wiegt nach einer Schätzung etwa 1800 kg. Auf ihrer Kappe ist eine Aufschrift mit Majuskeln in drei Reihen :

ANNO . MO . CCCCO . SEXTO . MENSE . MAY . COMPARATA . EST . HEC . CAMPANA . PER . NOBILEM . DO ./ MINUM . HENRICUM . DE . ROSENBERCH . FILIU . ULRICI . AD . HONOREM . OMNIPOTENTIS . DEI . ET . GENETR ./ ICIS . EIUS . INTEMERATAE . QUE . INTITULATUR . MARIA . REGINA . CELI . LETARE . ALLELUJA . ZDARZ . BOZE .

Am Glockenhals sind vier gotische Schilder mit der fünfblättrigen Rose. Heinrich III. von Rosenberg (+ 1412) hat die Glocke im Jahre 1406 gießen lassen, und es kann vorausgesetzt werden, daß sie im alten Schloßturm gehangen hat, woher sie in den neuen Turm verbracht wurde.

Aus demselben Jahr stammt auch die Glocke, die in den alten Inventaren vielleicht als die mittlere bezeichnet wurde. Ihr unterer Durchmesser beträgt 87 cm und das Gewicht wird auf 410 kg geschätzt. Auf ihrer Kappe ist eine Aufschrift mit Majuskeln in zwei Zeilen :

ANNO . DNI . MO CCCCO SEXTO . HEC . CAMPANA . EUSA . EST . AD HONOREM . DEI . ET . S . MARI + / E . MAGDALENE .

Die Geschichte dieser Glocke war offensichtlich mit der Geschichte der größten Glocke aus demselben Jahr identisch.

Eine von den zwei im Inventar als die kleinen bezeichneten Glocken war mit großer Wahrscheinlichkeit die Glocke aus dem Jahre 1460 mit unterem Durchmesser von 56,5 cm und mit einem geschätztem Gewicht von 100 kg. Diese Glocke hat auf der Kappe eine einzeilige Aufschrift mit Minuskeln :

anno . omini . m . cccc . 1x . o rex . glorie . veni . cum . pace .

Am Hals ist ein Relief von Sankt Wenzel und ein Relief vom gekreuzigten Christus mit zwei Figuren unter dem Kreuz.

Die zweite von den ursprünglichen großen Glocken, in einem Inventar "Wetterglocke" genannt, ist etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts gesprungen. Im Jahre 1671 wurde sie in der Werkstatt des Prager Glocken- und Kanonengießers Nikolaus Löw auf Befehl von Johann Christian von Eggenberg umgegossen, von dem genaue Anweisungen gegeben wurden, wie die neue Glocke aussehen sollte. Die ursprüngliche Glocke wog 2 486 Pfund (1 278 kg) und die umgegossene Glocke 2 925 Pfund (1 638 kg). Die Glocke hat einen unteren Durchmesser von 136 cm, die Kappe und der Halsoberteil sind mit einem breiten Reliefornament mit Pflanzenmotiven geschmückt, an dem ein Band mit einer einzeiligen Aufschrift in Majuskeln ist :

MENSCH WAN ICH KLING . ACHTS NICHT GERING . IN STETER BVES LEBE OHN VERDRVS .

Am Hals ist ein Relief des Evangelisten Johannes und darüber eine Aufschrift mit Majuskeln :

ET VERBVM CARO FACTUM EST ET HABITAVIT IN NOBIS .

Weiter ist dort das eggenbergische Wappen und darüber Buchstaben in Majuskeln :

I . C . H . Z . C . V . F . Z . E . (Johann Christian Herzog zu Crumau und Fürst zu Eggenberg).

Am Kranz ist eine einzeilige Aufschrift mit Majuskeln :

GOS MICH NICOLAVS LÖW IN PRAG . ANNO 1671 .

Die zweite der beiden ursprünglichen Glocken ist gesprungen und wurde im Jahre 1744 vom Budweiser Glockengießer Jiří Václav Kohler umgegossen. Die alte Glocke wog 121,5 Pfund (62,5 kg) und die umgegossene Glocke 133,5 Pfund (75 kg). Der untere Durchmesser der neuen Glocke war 44 cm. Auf der Kappe war eine einzeilige Aufschrift mit Majuskeln :

G . W . K . GOS . MICH . I . B . 1744 .

Dort waren auch Reliefdekorationen (Weintrauben). Am Hals war ein Relief des gekreuzigten Christus und ein Relief des heiligen Franziskus. Die Glocke wurde im Jahre 1917 für Kriegszwecke abgeholt und vernichtet.

Weitere Informationen :
Schloß Nr. 59 - Schloßturm

(ak)