Der Schloßgarten im 20. Jahrhundert

Vom Anfang unseres Jahrhunderts stammen die ersten erhaltenen Fotografien des Schloßgartens. Sie dokumentieren die in dieser Zeit modernen ornamentalen Sommerblumenbepflanzungen, die an beiden Seiten den Hauptweg des Gartens säumten. Die anspruchsvollste Blumeninstallierung wurde traditionsgemäß auf dem Parterre vor dem Lustschloß Bellarie ausgepflanzt. Die regelmäßige und intensive Wartung des Schloßgartens dauerte bis zum Ende der Schwarzenberger Verwaltung des Schlosses Český Krumlov im Jahre 1940.

Nach dem zweiten Weltkrieg verschlechterte sich der Zustand des Gartens nach und nach vor allem wegen des Mangels an Arbeitskräften.

Nach einer umfangreichen Diskussion in der denkmalpflegerischen Öffentlichkeit wurde Ende der 60er Jahre mit einer rasanten, komplexen Erneuerung des Gartens auf der Basis einer Studie und eines Projektes von Ing. Ivo Hofman begonnen, die vom Zustand des Gartens in seiner Glanzperiode ausgingen, beurkundet durch den Plan aus dem Jahre 1779.

Die Konzeption des Gartens aus dieser Zeit konnte bei seiner Erneuerung in Anbetracht der Existenz von wertvollen hochgewachsenen Bäumen nicht voll eingehalten werden. Das geplante Aussehen des unteren Parterres hatte also völlig andere Höhenproportionen als die ursprüngliche Rokokogestaltung. In geringerem Maße gilt das auch für die sog. Sommerreitschule und das Parterre über der Balustrade. Am unteren Parterre, im Rokokostil ausgeführt, wurde eine ausgedehnte Reduktion des Baumgrüns und die Erneuerung der ursprünglichen Bassins vorgeschlagen. Der Raum oberhalb der Kaskadenfontäne sollte gestaltet werden als Rokokoboskett (Garteninstallierung auf regelmäßigen geometrischen Flächen). Vor dem Lustschloß Bellarie wurde die Erneuerung des ursprünglichen Parterres vorgeschlagen. Den drehbaren Zuschauerraum des Freilichttheaters wollte der Projektant in den rückwärtigen Teil des Gartens außerhalb seiner Hauptachse übertragen. Die Bepflanzung weiterer Boskette respektierte deren ursprüngliche Funktion im 18. Jahrhundert, wobei die genaue Anordnung der Boskette die wertvollen Exemplare der hochgewachsenen Bäume respektierte.

Die eigentliche Realisierung wurde im Jahre 1967 eingeleitet und verlief bis zum Jahre 1982. Laut Projekt wurde die Erneuerung der Sommerreitschule und des unteren Parterres respektiert. Die Instandsetzungen des unteren Parterres und vor allem das damit verbundene Fällen hochgewachsener Bäume weckten die Ablehnung der Öffentlichkeit von Český Krumlov, die sich nur nach und nach an das neue Aussehen der erneuerten Teile des Schloßparkes gewöhnen konnte. Im oberen Teil des Gartens wurde das ursprüngliche Vorhaben der Studie nicht ausgeführt. Oberhalb der Kaskadenfontäne wurden zwei Eibenboskette angelegt. Weil inmitten des Gartens vor dem Lustschloß Bellarie auch weiterhin das Freilichttheater mit drehbarem Zuschauerraum betrieben wird, konnten in diesem Teil die Vorhaben der Studie nicht verwirklicht werden. Es gelang nicht, das Freilichttheater, das Ende der 50er Jahre unüberlegt in den Garten situiert worden war, umzuplazieren. Der Betreiber des Theaters, das Südböhmische Theater in České Budějovice, bestand auf der Einhaltung der bestehenden Kapazität des Zuschauerraumes; deshalb war es unmöglich, die Einrichtung in einen Seitenteil des Gartens zu übertragen. Und auch die mehr als vierzig Jahre dauernde Tradition des Freilichttheaters vor dem Lustschloß Bellarie machte die Veränderung der Situation unmöglich. Die Einbeziehung des Lustschlosses Bellarie in den Rahmen des Schloßgartens und die Restaurierung der Barockparterres davor wird durch die Existenz der massiven Konstruktion des drehbaren Zuschauerraumes praktisch unmöglich gemacht. Der drehbare Zuschauerraum selbst wurde kostenaufwendig rekonstruiert (bzw. neu errichtet) - die Arbeiten wurden im Jahre 1993 abgeschlossen. Die Existenz des drehbaren Zuschauerraumes wurde vorläufig bis zum Jahre 2002 genehmigt.

Gegenwärtig verlaufen Projektarbeiten zu einer neuen Studie über die Restaurierung des Schloßgartens - die Auswertung des Zustands der Hölzer, die im Schloßgarten wachsen, und weiter eine archivalisch-historische Untersuchung.

Die bedeutendsten Bauarbeiten, die zur Zeit im Schloßgarten verlaufen, betreffen die allgemeine Renovierung der Denkmäler, siehe Näheres unter Rekonstruktion der Kaskadenfontäne. Die Rekonstruktion wurde am 3. August 1998 mit der festlichen Wiederinbetriebnahme der Kaskadenfontäne beendet.

(jo)