KKK

Burg Český Krumlov, Silberhütte aus der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert

Die Reste einer metallurgischen Arbeitstätte wurden im Jahr 1995 gefunden, bei der archäologischen Untersuchung auf dem zweiten Schlosshof (Archäologische Untersuchung der mittelalterlichen Burg Český Krumlov). In nicht großer Tiefe unter der gegenwärtigen Oberfläche gelang es hier allmählich die Reste von Konstruktionen mehrerer metallurgischen Anlagen zu finden - Öfen, die alle grundlegenden Schritte des technologischen Prozesses der Kupfergewinnung repräsentierten - von der Anfangsphase der Erzröstung, über die Zerkleinerung und Röstung des sog. "Spursteins", seine Reduktion auf Kupfer, bis zum Verblasen des sog. schwarzen Kupfers.

Reste der Aufbereitungsanlage zur Erz- oder Spursteinröstung, Český Krumlov - Burg, um 1300, Foto: Michal Ernée, 1995 Vorherdgrube des Schachtofens, Český Krumlov - Burg, um 1300, Foto: Michal Ernée, 1995
Abb. 1 Abb. 2

Das Objekt 1 (Abb. 1), von dem Reste der Konstruktion aus mit Mörtel gebundenen Steinen und Ziegeln erhalten blieb, halten wir für eine Aufbereitungsanlage zur Erz- oder Spursteinröstung. Das anliegende vertiefte Objekt 2 (Abb. 2), eine runde Grube mit Spuren von der durchgebrannten Schmiere, hing wahrscheinlich mit einer nicht erhaltenen Hüttenanlage - einem Schachtofen zusammen und erfüllte offenbar die Funktion einer Vorherdgrube. Die Objekty 3 und 4 interpretieren wir als Schmelzanlage, die Unterschiede in Form und Konstruktion sowie Funde unterschiedlicher metallurgischer Abfälle indizieren jedoch ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Phasen des technologischen Prozesses. Das Objekt 3 (Abb. 3) ist wahrscheinlich ein Rest eines Tiegelofens, der allgemein zur feinen Schmelzung und Raffination der Buntmetalle und des Silbers, zu Prüfzwecken und zur Herstellung von Legierungen bestimmt war. In der Mündung des Heizkanals wurde ein ganzer Tiegel gefunden - ein keramisches Gefäß mit einer dreieckigen Mündung, das zum Schmelzen einer kleineren Menge Beschickung diente. Das Objekt 4 (Abb. 4) mit einer einfacheren Konstruktion, mit einem ausgeschmierten, schwarz ausgebrannten Boden und Wänden aus Ziegeln, diente wahrscheinlich zur Oxydationsreduktionsschmelzung des reichen "Spursteins" und zur Finalherstellung des schwarzen Kupfers.

Relikte des Tiegelofens mit einem keramischen Tiegel, Český Krumlov - Burg, um 1300, Foto: Michal Ernée, 1995 Reste des Ofens zur Schmelzung des Spursteins und zur Finalherstellung des schwarzen Kupfers, Český Krumlov - Burg, um 1300, Foto: Michal Ernée, 1995
Abb. 3 Abb. 4

Alle entdeckten metallurgischen Objekte waren gleichzeitig im Betrieb, irgendwann an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, und hängen miteinander zusammen, nicht nur was die Zeit, sondern auch den Raum und die Funktion betrifft. Die maximale Entfernung zwischen ihnen beträgt 15 m, was ein entsprechendes Maß für eine Produktionseinheit ist. Die Anlagen kollidieren gegenseitig räumlich nicht und hinsichtlich ihrer Typenvielfältigkeit mussten sie zu funktionell unterschiedlichen Operationen im Rahmen eines technologischen Prozesses benutzt werden. Die Objekte wurden in eine Reihe vom Westen zum Osten in Übereinstimmung mit dem technologischen Verfahren geordnet: von der Anlage zur Aufbereitung und Rohschmelzung des Erzes zu fertigstellenden Schmelzobjekten.

Räumlich-funktionelle Bindungen und die beschriebene Typenvielfältigkeit der einzelnen Anlagen macht von der Krumauer Arbeitsstätte die am vollkommensten untersuchte mittelalterliche nichteiserne Hütte in Böhmen und ein der bestdokumentierten zeitgenössischen Beispiele in Europa. Das resultierende Metall erstrangigen Interesses war jedoch höchstwahrscheinlich nicht Kupfer, sondern Edelmetalle - Silber und vielleicht auch Gold.

Vom Burgmilieu ist bisher kein vergleichbarer Fall eines vollständigen metallurgischen Prozesses einschließlich des Transports und der Erzbearbeitung bekannt. Auf der Krumauer Burg gelang es also eine außerordentliche Stufe der Konzentration der Herstellung zu erfassen. Die Lage der verhältnismäßig ausgedehnten Arbeitsstätte in der inneren, gur befestigten und kommunikationsweise exponierten Zone zwischen beiden Burgkernen ging offenbar dem Bedarf eines erhöhten Schutzes und Kontrolle des Hüttenbetriebs entgegen. Den Beschluss über die Orientierung der Hütte zur Herstellung der Edelmetalle unterstützen auch die Ergebnisse der Analysen von Proben der Schlacken und Erze, die von den einzelnen Herstellungsobjekten genommen wurden. Während die analysierte Probe des Malachiterzes, die in den mit der Hütte zusammenhängenden Kulturschichten gefunden wurde, sehr reich an Silber war, weist das produzierte schwarze Kupfer nur geringe Werte dieses Edelmetalls auf. Dieser Unterschied entstand wahrscheinlich gedade durch das Entsilbern des kupfernen Zwischenproduktes.

Die metallurgische Arbeitsstätte aus der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, deren Reste auf dem zweiten Burghof der Krumauer Burg entdeckt wurden, ist ein direkter Beweis der Bearbeitung örtlicher polymetallischer Erze mehr als 150 Jahre früher, als bislang vorausgesetzt wurde. Wie wir schon gesagt haben, war Silber, vielleicht auch Gold das resultierende Produkt. Der Faktor der Edelmetalle ist deshalb in Zukunft als eine der nicht unwesentlichen Macht- und Prestigequellen der südböhmischen Souveräne - der Wittigonen und Rosenberger in Erwägung zu nehmen.

(me)

Weitere Informationen :
Geschichte des Bergbaus in der Stadt Český Krumlov
Archäologische Untersuchungen in der Stadt Český Krumlov