Der Schloßgarten im 18. Jahrhundert
Nach dem Tod des Fürsten Johann Christian I. von Eggenberg (1710) und nach dem Aussterben der Eggenberger im Jahre 1719 erwirbt für sein Geschlecht die Krumlover Herrschaft Adam Franz zu Schwarzenberg. Über das Aussehen des Gartens in dieser Zeit gibt es viele archivalische Dokumente, die im Krumlover Schloßarchiv aufbewahrt werden.
Eine Liste aus dem Jahr 1721 zum Beispiel führt folgendes Inventar des Gartens an :
- das Lustschloß Bellarie
- ein Eisengitter mit dem fürstlichen Wappen
- den Gang zwischen den beiden neuen Teilen
- Rosenspaliere und sich hoch windende Sträucher
- ein Spalier von zwei hohen Bäumen und einer Gruppe von Weinstöcken
- das Hauptspalier aus Rainweide und Gruppen von Weinstöcken
- Spiralen von Weinstöcken
- Blumenbeete
- Grüne Vasen mit Wacholder
- einen Springbrunnen mit grünen Vasen
- mittlere Spiralen mit kleinen Obstbäumen und Blumenschmuck
Vom Jahr 1730 an verliefen Arbeiten an der sog. Wassermaschine, die eine ausreichende Menge an Wasser für den Schloßteich und auch für den Betrieb der Gartenfontänen sichern sollte (siehe näher Schloßwasserleitungen). Die Maschine wurde im Herbst 1731 fertiggestellt und bis zum Jahr 1827, als sie definitiv defekt wurde, gab sie bis zu 170 m3 Wasser am Tag.
Zum Jahr 1731 wird an die Plastik eines Delphins aus Holz auf einem eisernen Sockel inmitten des Teiches erinnert. Im Garten gab es eine Schaukel, einige Fontänen, einen Altan, eine Kegelbahn und eine Hütte für die Schwäne.
Im Jahr 1732 wurde anläßlich des Besuches von Kaiser Karl VI. im Schloßgarten eine Theaterfestlichkeit vorbereitet. Auf einer offenen Bühne sollten 130 Schauspieler und Musiker spielen. Die Veranstaltung der Festlichkeit wurde durch den tragischen Tod des Fürsten Adam Franz zu Schwarzenberg auf der Jagd bei Brandýs nad Labem am 10. Juni 1732 vereitelt.
Im Jahr 1741 übernahm die Herrschaft über die Schwarzenberger Besitztümer Fürst Josef Adam zu Schwarzenberg. Seine Herrschaft (1741 - 1782) bedeutet seit der Zeit der letzten Rosenberger eine weitere Etappe der Blüte des Schlosses Český Krumlov. Der ganze Komplex des Schlosses und der Gärten machte eine Veränderung im Stil des Wiener Rokoko durch. Der junge Fürst begann sein Wirken in Český Krumlov mit dem Bau der Winterreitschule (Schloß Nr. 178 - Schloßreitschule) in den Jahren 1744 - 1746. In derselben Zeit verliefen Instandsetzungen des Interieurs des Lustschlosses Bellarie, sowie Reparaturen des Schloßteiches.
Im Jahre 1746 wurde auf der Terrasse der Sommerreitschule eine gedeckte Kegelbahn nach dem Vorbild der Kegelbahn im Kloster Zlatá Koruna gebaut.
Das damalige Aussehen des Gartens dokumentiert detailliert ein Plan aus dem Jahr 1750, ausgearbeitet vom fürstlichen Landvermesser Jan Jiří Plansker. Er ist für uns auch deshalb wichtig, weil er den Garten kurz vor seiner weiteren Veränderung darstellt und so sein frühbarockes Aussehen dokumentiert.
Die Fläche des unteren Gartens war in vier Quadrate mit sich diagonal kreuzenden Wegen aufgeteilt. In der Mitte der Quadrate waren Bassins mit Springbrunnen angebracht. Dominantes Element der gesamten sternförmigen Komposition war ein achteckiges Bassin inmitten des Gartens, betont von einem Arkadenbau aus Holz auf einem achtwinkeligen Grundriß und bewachsen von Pflanzen oder gebildet durch geformte Spaliere (lebende Zäune).
Der obere Garten enthielt laut oben angeführtem Plan einen großen
quadratischen Teich mit einem Springbrunnen auf einer kleinen
Insel, zwei quadratische volle Boskette (Wäldchen, die auf den
Flächen einer geometrischen Form gepflanzt waren), noch ein Boskett
mit Forellenteich, ein weiteres, gegliedert durch einen Stern von
diagonalen und rechtwinkeligen Wegen, Boskette mit Blumenbeeten.
Vor dem Lustschloß Bellarie befand sich ein Broderieparterre, an
den Seiten des Lustschlosses waren zwei geformte Wäldchen. Am
nordöstlichen Rand des oberen Gartens befanden sich zwei Quadrate
mit einer Broderie und mit Bäumen, die in die Form eines Konus
geschnitten waren. Die Seitenwege waren gesäumt von
Hagebuchenspalieren in der Höhe von 4 Wiener Klaftern (das sind
etwa 7,6 Meter).
Nach dem Jahr 1750 verändert sich der Schloßgarten in Český Krumlov im Stil des Rokoko. Diese Zeit ist verbunden mit dem Namen des Architekten Andreas Altomonte und vor allem des Bildhauers und Gartenarchitekten Jan Antonín Zinner (etwa 1708 - 1763). J.A. Zinner wird im Jahre 1749 zum fürstlichen Inspektor der schwarzenbergischen Gärten und kann so nicht nur sein Talent voll entfalten, sondern auch die Erfahrungen, die er in den Diensten des Prinzen Eugen von Savoyen beim Anlegen der Gärten bei seinem Jagdschloß in Schloßhof und vor allem im Wiener Belvedere erworben hatte. Der dortige Garten scheint ein Vorbild für die rokokohafte Instandsetzung des damals noch immer frühbarocken Krumlover Hofgartens zu sein.
Für die Wiener Gärten des Hochbarock und des Rokoko, originell die italienischen und französischen Anregungen verbindend, waren folgende Kompositionsprinzipien charakteristisch, die in vereinfachter Form auch im Falle des Schloßgartens in Český Krumlov verwendet wurden :
- Die Ausrichtung der größtenteils langen und schmalen Gärten war an eine lange Tiefenachse gebunden.
- Ein in Terrassen modelliertes Terrain; die Terrassen, die an das Schloß anknüpften, bedeckten Broderie- oder andere Parterretypen.
- An den Stirnkanten der Terrassen waren monumentale Treppen, Fontänen mit bildhauerischer Ausschmückung und weitere Typen der kleinen Gartenarchitektur plaziert.
- Im Gesamteindruck dominierten architektonische Elemente über die vegetativen Komponenten der Gärten.
Den Verlauf der Veränderung des Gartens dokumentieren schriftliche Quellen aus dem Krumlover Archiv.
Im Jahre 1752 wurde ein quadratisches Labyrinth zwischen dem Lustschloß Bellarie und dem kleinen Wäldchen beim Schloßteich geschaffen. In der Mitte wurde ein Pavillon errichtet (der heutige sog. Musikpavillon), dessen Decke von allegorischen Malereien zu den vier Jahreszeiten geschmückt war. Für die Auspflanzung des Labyrinths wurden Hagebuchensetzlinge aus Libějovice herbeigebracht.
In den Jahren 1750 - 1753 entsteht außer den neuen Parterres und der Sala terrena im Souterrain des Lustschlößchen Bellarie auch eine neue Fontäne an der Scheide des oberen Gartens und des unteren Parterres. Die sog. Kaskadenfontäne wurde nach Entwürfen des Architekten A. Altomonte unter Beteiligung der Bildhauer Matyáš Griessler und J.A. Zinner errichtet.
Auch das Lustschloß Bellarie wurde umgebaut. Im Jahre 1754 fertigte Josef Fortini den Enwurf der Instandsetzungen an, dieser wurde aber nicht realisiert. Bellarie wurde nachher wahrscheinlich nach Plänen von A. Altomonte in den Jahren 1755 - 1757 umgebaut.
Im Jahre 1762 wurde die Fontäne an beiden Seiten von einer Balustrade ergänzt. Auf ihrer Brüstung wurden 20 verschiedene dekorative Vasen plaziert. Später, in den Jahren 1765-1766, erbaute M. Griessler an den Seiten der Fontäne Treppen, und an der Ferse der Anhöhe und bei den Kutschenrampen brachte er vier Statuengruppen an, die die vier Jahreszeiten darstellten.
Aus dieser Zeit stammt auch eine interessante Nachricht über die Lieferung von Glaskugeln und bunter Glasschmelzmasse aus den Glashütten in Suchdol und in der Šumava (Böhmerwald) zur Einfassung der Beete.
Eine bedeutende Quelle für das Kennenlernen des Schloßparkes von Český Krumlov ist die Publikation "Cahiers de Jardins Anglo-Chinois", herausgegeben in Paris im Jahre 1779. In dieser blieb der Gesamtplan des Gartens und detaillierte Zeichnungen der einzelnen quadratischen Boskette erhalten. Der Plan fängt den Garten in seinem wertvollsten, d.h. rokokohaften Aussehen ein. Nichtsdestoweniger konnten auch die Rokoko-Instandsetzungen das sehr feste frühbarocke Kompositionsschema nicht verändern. Der Garten ist, was die Höhe betrifft, in drei unterschiedliche Terrassen gegliedert - die Sommerreitschule, den unteren und den oberen Garten, die gegenseitig verbunden sind durch Treppen und Kutschenrampen. Der untere Garten (das untere Parterre) ist durch eine Längsachse in zwei rechteckige Felder aufgeteilt, reich mit Broderien geschmückt. In der Mitte der Rechtecke sind im gesenkten Terrain zwei achtseitige Bassins mit Fontäne. Das untere Parterre ist optisch abgeschlossen durch eine Kaskadenfontäne und Balustrade mit anspruchsvoller bildhauerischer Ausschmückung. Der obere Garten, der oberhalb der Balustrade weiterführt, entwickelt sich in die Tiefe mehr oder weniger symmetrisch entlang der Hauptkompositionsachse in einzelnen quadratischen, durch Querwege abgegrenzten Flächen. Die Quadrate sind in Form von Parterres, Labyrinthen oder verschiedenartig gestalteten Bosketten gestaltet. An den höchsten Stellen wird der Garten von einem quadratischen Wasserbehälter abgeschlossen.
(jo)
Weitere Informationen :
Der
Schloßgarten im 19. Jahrhundert