Schloß Nr. 65 - Bierbrauerei
Lokalisierung :
Das Haus ist eines der ehemaligen Wirtschaftsgebäude, die in der
ehemaligen Vorburg, heute im I.
Schloßhof des Schlosses Český Krumlov, an die mittelalterliche
Befestigung aus dem 14. Jahrhundert angebaut wurden.
Objektbeschreibung :
Das Objekt ist in drei wirtschaftlich voneinander unabhängige Teile
gegliedert. Der Hauptteil ist ein einstöckiges, östlich liegendes
Objekt, mit einem kleinen Hof in der Mitte. In zwei weiteren Teilen
gibt es nur ein Erdgeschoß mit hohen Decken, wo heute nur mehr
Garagen sind.
Bauhistorische Entwicklung :
Die Disposition und Fassade wurden im mittleren und westlichen Teil
durch neuzeitliche Umbauten erheblich geändert. Das entdeckte
zugemauerte Fenster deutet auf den ursprünglich etwa 110 cm tiefer
gelegenen Fußboden hin. Der Ostteil ist von allen dreien am
ältesten, auch hier sind Spuren vieler neuzeitlichen Eingriffe,
z.B. die Treppe ins Obergeschoß und der balkonartige Gang (die
Pawlatsche) aus dem Jahre 1920. Im Obergeschoß sind heute
Wohnungen.
Bedeutende architektonische Details :
An der Renaissance-Sgraffitofassade ist eine Sonnenuhr mit der
Jahreszahl 1690.
Geschichte der Bewohner :
Zum Aufbau bekennt sich der berühmte Krumlover Burggraf und spätere
Regent der Herrschaft von Wilhelm von
Rosenberg, Jakub Krčín z
Jelčan, der seinen Dienst 1651 angetreten hat. Ein Teil stand
schon damals und auf Krčíns Veranlassung wurde das Haus 1579
fertiggebaut. 1763 wurde die Bierbrauerei stillgelegt und später in
eine Tischlerei und in eine Wohnung für den Tischler umgebaut. Nach
dem Brand 1774 wurde die Tischlerei hier nicht mehr erneuert, und
es wurde hier eine Wagnerwerkstätte mit einer Wohnung eingerichtet.
Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Werkstätte durch eine
Molkerei ersetzt, die bis 1948 in Betrieb war. Danach wurden die
Räume in eine Autowerkstätte und in Garagen umgebaut.
Heutige Nutzung :
Garagen und Wohnungen.
Legende :
In diesem Haus hörte man oft in der Nacht ein merkwürdiges Klopfen,
als ob der Faßbinder auf Faßeisen klopft. Man erzählt, daß ein sehr
ehrlicher Faßbinder gezwungen war, das Schilf für das Verdichten
der Fässer im Teich des Schloßgartens selbst zu besorgen.
Unglücklicherweise ist er aber aus dem Schiff gefallen und
ertrunken. Dadurch konnte er seine Aufgabe für die Schloßobrigkeit
nicht mehr erfüllen. Auch nach dem Tod hatte der Faßbinder keine
Ruhe und ist bei Vollmond in der Werkstätte der Bierbrauerei
erschienen, um sein Werk zu beenden.
(ds)