Wandmalereien auf dem IV. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov
Die Wandmalereien im IV. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov entstanden wahrscheinlich um das Jahr 1588 im Zusammenhang mit den baulichen Instandsetzungen, durchgeführt unter der Herrschaft Wilhelms von Rosenberg. (Renaissanceumbau des Schlosses Český Krumlov). Sämtliche Wände sind ähnlich wie auf dem III. Schloßhof versehen mit gemaltem, bossiertem Quadermauerwerk, das abwechselnd gegliedert ist durch ein Band mit Szenen in ovalen Feldern und ein breiteres Band mit Nischen, in welchen gemalte Statuen dargestellt sind. Die Wandmalereien werden begrenzt von einem ausdrucksvollen schmalen Streifen mit dem Motiv fiktiver steinerner Voluten.
Die figürlichen Szenen in den Bändern zwischen den Stockwerken sind bis auf kleine Ausnahmen so sehr vernichtet oder beschädigt, daß man ihre Themen nicht bestimmen kann. Die diagonalen Platten stellen wahrscheinlich Szenen aus der antiken Mythologie und aus den Metamorphosen des Ovid dar. In den rechteckigen Feldern zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk sind die Allegorien der fünf Sinne dargestellt,
wovon am ausdrucksvollsten die Allegorien des Tastsinnes und des Geruchssinnes sind. Die in Rüstungen gekleideten Gestalten in den Nischen des ersten Stockwerkes an der östlichen und nördlichen Wand kann man nur schwer erkennen. In den drei Nischen der südlichen Wand stehen wahrscheinlich Charitinnen, an der westlichen Wand ein Mann in Rüstung und eine Frau mit Zweiglein. In den Nischen des zweiten Stockwerkes stehen an der östlichen Seite wahrscheinlich die Statuen der Planeten Saturn und Sol, an der südlichen Seite Mars, Venus und Merkur, also dieselben Gestalten wie auf dem vorhergehenden Schloßhof. Hinter der später angebauten Eckverbindung zwischen dem östlichen und südlichen Flügel steht ein Mann in zeitgenössischer Tracht, vielleicht ein Künstler oder Donator. In die sieben Nischen der nördlichen Wand plazierte der Maler die Allegorien des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Genügsamkeit, der Kraft, der Weisheit und der Gerechtigkeit. Der inhaltliche Zusammenhang aller Malereien ist heute nur noch schwer festzustellen. In den Malereien wurden mehr Farben verwendet als auf dem vorherigen Schloßhof. Außer den drei Grundschattierungen grau, schwarz, ocker und braunschwarz wurde hier noch grün und blau verwendet, was aber gemeinsam mit der Tatsache, daß die architektonischen Elemente beliebig angebracht sind, ohne wechselseitige Verbindung und Anordnung, die Glaubwürdigkeit dieser Nachahmung der wirklichen Gliederung verkleinert. Dafür sind die Darstellungen lebendiger und plastischer als auf dem dritten Schloßhof, vielleicht auch dank der Qualität der Vorlage. Der Urheber der Malereien ist nicht bekannt, nach der Art der Malerei zu urteilen, stammte er wahrscheinlich aus Franken oder aus Südwestdeutschland.
Im Jahre 1997 wurden die Wandmalereien auf dem IV. Schloßhof des
Schlosses restauriert (Restaurierung
der Wandmalereien auf dem IV. Schloßhof des Schlosses Český
Krumlov).
(mh)