Das Eggenberger Schloßtheater im 17. Jahrhundert
Seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts, als die Krumlover Herrschaft in den Besitz des
Geschlechtes Eggenberg
überging, stieg in der Schloßgesellschaft das Interesse für
weltliche Theaterthematik. Deshalb wurde auf dem Krumlover Schloß
im Jahre 1675 im sog. "Hirschensaal" die erste ständige
Theaterszene errichtet. Der Salzburger Architekt Johann Martin
Schaumberger stattete sie mit insgesamt fünfzehn
Verwandlungsmöglichkeiten aus, und zwar mit vier Dekorationen für
verschiedene Säle (der gelbe, rote, blaue und steinerne Saal), mit
der Dekoration für eine Küche, einen Wald im Sommer, einen Wald im
Winter, einen Garten, Felsen, ein Meer, eine Stadt, ein Dorf, ein
Heerlager, einen Himmel und eine Hölle. Dieses Theater entsprach
aber wahrscheinlich mit seinen Ausmaßen nicht den Ansprüchen der
fürstlichen Besitzer, und so ließ im Jahre 1680 der große Liebhaber
und Kunstfreund Johann
Christian I. von Eggenberg ein neues selbständiges
Theatergebäude auf dem V.
Schloßhof des Schlosses Český Krumlov errichten. Die Pläne
entwarfen und die Bauarbeiten leiteten die italienischen Baumeister
Jakub
Maggi und Peter Spinetta, die Dekorationen wurden wieder von
Johann Martin Schaumberger gemalt, die Zimmermannsarbeiten am
Dachstuhl und die Konstruktion der Bühnenmaschinerie fertigte
Laurentius Khünmüller an. In dieser Zeit wirkte schon auf dem
Schloß ein ständiges Musikensemble (die sog. Eggenberger
Kapelle) und ein professionelles Schauspielerensemble (die
Eggenberger
Schauspieler). In der Schloßbibliothek
in Český Krumlov erhielt sich bis heute noch eine ausgedehnte
Eggenberger
Sammlung von Theatralien und das Repertoire des Theaters.
Von der Ausstattung des Eggenberger Theaters erhielten sich keine detaillierteren Nachrichten. Trotzdem können wir uns wenigstens eine grobe Vorstellung von seiner Grundrißdisposition und räumlichen Gestaltung machen, und das aus zwei Plänen, angefertigt im Jahre 1760 als Unterlage zum Entwurf des Maurermeisters Joseph Franz Fortini für den Umbau dieses Theaters, dessen Zustand damals offensichtlich schon sehr schlecht war. Aus diesen Plänen ist ersichtlich, daß im westlichen Teil des Baues die Szene (Theatrum) war mit einer verhältnismäßig ausgedehnten Bühnenfläche, besonders im Verhältnis zum Zuschauerraum mit Parterre (Gemeines Auditorium) und zur Fürstenloge in der ganzen Breite des hinteren Teiles. Zwischen dem Zuschauerraum und der Bühne war ein rechteckiger abgetrennter Raum für das Orchester (die Music).
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(om)