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Das Schloß Český Krumlov im 19. Jahrhundert

Ferdinand Runk - Ansicht des Schlosses Český Krumlov (1824) Am Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu bedeutenden Veränderungen der Lebenseinstellungen, Ansichten und Werte der Menschen infolge der Ereignisse der französischen Revolution, der napoleonischen Kriege und des Auftretens eines neuen Stils in der Kunst, des Klassizismus. Alle diese Veränderungen erlebten auch die Enkel des bedeutenden Barockedelmanns Joseph Adam zu Schwarzenberg, die Brüde Joseph zu Schwarzenberg (1769 - 1833) und Karl I. Philipp zu Schwarzenberg (1771 - 1820). Beide Schwarzenberger teilten im Jahre 1802 das Familieneigentum in zwei Teile. Der ältere Joseph wurde zum Gründer der ersten Linie (Primogenitur), die auch weiterhin als Hauptfamilienresidenzen die Schlösser Český Krumlov und Hluboká besaß. Der jüngere Karl I. bestimmte als seinen Familiensitz Orlík, wo seit dieser Zeit die zweite Linie des Geschlechts der Schwarzenberger (Sekundogenitur) ihren Sitz hatte. Karl I. von Schwarzenberg wurde als ein hervorragender Heerführer und Diplomat in der Zeit der langjährigen napoleonischen Kriege bekannt. Der ältere Joseph zu Schwarzenberg erhielt die wirtschaftliche Prosperität des Schwarzenberger Dominiums während der langen Kriegsjahre und auch nach der Teilung des Familieneigentums auf hohem Niveau. Auf seinen Herrschaften begann er, qualifizierte Fachleute für die Verwaltung und Leitung besonders in der Land- und Forstwirtschaft auszubilden. Im Jahre 1800 gründete er die Forstschule in Zlatá Koruna (Goldenkron) und ein Jahr später das Schwarzenbergische Wirtschaftsinstitut direkt in den Räumen des Krumauer Schlosses. Zu den sehr bemerkenswerten Werken technischen Charakters gehörte der Schwarzenberger Schwemmkanal, der unter der Regierung Josephs zu Schwarzenberg beendet wurde. Man schwemmte dort das Holz aus den Wäldern des Gebirges Šumava (Böhmerwald) bis nach Wien.

Josef zu Schwarzenberg erwählte zur Gattin Pauline zu Schwarzenberg, geborene von Ahrenberg (1774 - 1810), eine schöne, gebildete und kunstliebende Dame, die sich durch ihre Begabung zur Malerei auszeichnete. Sie entwickelte diese Fähigkeiten unter der Leitung des Schwarzenberger Hofmalers Ferdinand Runk. Das Leben der Fürstin Pauline wurde durch das tragische Feuer auf Napoleons Verlobungsball in Paris im Jahre 1810 beendet. Drei Söhne von Joseph zu Schwarzenberg und Pauline zu Schwarzenberg waren erfolgreiche Fortsetzer der Werke ihrer Eltern. Felix zu Schwarzenberg (1800 - 1852) wurde Offizier und anerkannter Diplomat und Politiker, der im Jahre 1848 die Stellung des Ministerpräsidenten in der Regierung des Kaisers Franz Joseph von Habsburg erreichte. Friedrich zu Schwarzenberg (1809-1885) wurde Priester, er wurde Salzburger Erzbischof und im Jahre 1850 Prager Erzbischof. Das erbliche Familieneigentum übernahm der älteste Sohn Johann Adolf II. zu Schwarzenberg (1799-1888) mit seiner Ehefrau Eleonora zu Schwarzenberg, geborene von Liechtenstein (1812 - 1873). Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1848 brachte umfangreiche Veränderungen in der Wirtschaftsführung, die jedoch der Schwarzenberger Besitz unter der Verwaltung von Johann Adolf II. ohne Schaden durchmachte. Johann Adolf II. suchte neue unternehmerische Möglichkeiten im Glashüttenwesen und auf dem Gebiet des Eisenbahn- und Flußverkehrs.

Der sog. Kleine Speisesaal auf dem Schloss Český Krumlov

Johann Adolf II. und seine Gattin Eleonora besuchten einige Male England, das für beide zur Quelle unendlicher Inspiration wurde. Nach dem Vorbild der englischen spätgotischen Windsorresidenz ließen sie das Schloß in Hluboká im modischen neugotischen Stil umbauen, und in der Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sie dorthin für immer über. Die Bautätigkeit im Schloß in Český Krumlov und in der Stadt wurde beendet, und das Schloß blieb leer. Während des 19. Jahrhunderts kam es im Burg- und Schloßkomplex zu keinen bedeutenden Exterieurumbauten. Viele Innenräume wurden im modischen historisierenden Stil ausgestattet.

Die Interieure des 19. Jahrhunderts in ihrem ursprünglichen Zustand sind heute ein Bestandteil der II. Besichtigungstrasse des Schlosses Český Krumlov und sind den Besuchern zugänglich.

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(mh)