Das Schloß Český Krumlov in der Barockzeit
Im Jahre 1622 widmete der
Kaiser Ferdinand II.
von Habsburg die Domäne Český Krumlov seinem Finanzier Johann Ulrich
von Eggenberg (1568 - 1634) für die geleisteten Dienste. Weder
Johann Ulrich, noch sein Sohn Johann Anton
I. von Eggenberg haben sich in der tschechischen Umgebung
eingelebt. Sie residierten nicht in Krumlov. Das Geschlecht von
Eggenberger sonnte sich jedoch in der Kaisergunst und ihm wurde
eine Menge von Ehren zuteil. Im Jahre 1623 wurden die Eggenberger
in den Stand der Reichsfürsten erhoben, im Jahre 1625 wurde ihnen
das sog. große Palatinat erteilt (unter anderem hatten sie seitdem
das Recht, eigene Münzen zu prägen), und im Jahre 1628 wurde die
Krumauer Domäne zum Fürstentum mit Herzogtitel. Das Schloß in Český
Krumlov wurde zum Residenzsitz des Geschlechts erst unter Johann
Christian I. von Eggenberg (1641 - 1710) und seiner
kunstliebenden Gattin Marie
Ernestine von Eggenberg, geborene zu Schwarzenberg (1649 -
1719). Die Eheleute bevorzugten unter ihren Kulturvorlieben
insbesondere Theater und Musik, unbeachtet blieb auch nicht die
bildende Kunst und die Schloßbibliothek. Theater wurde am Anfang im
Hirschensaal (dem heutige Maskensaal) gespielt, und im Jahre 1686
wurde ein selbständiges Theatergebäude hinter der Mantelbrücke
neben dem sog. Renaissancehaus mit einem ständigen Theaterensemble
geöffnet (Eggenberger
Schloßtheater im 17. Jahrhundert).
Die Eheleute ließen in Übereinstimmung mit den damaligen Modetrends auch das ganze Areal der Schloßresidenz umbauen. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein Barockschloßgarten nach den Plänen von Jakub de Maggi und Peter Spinet gegründet. Neu umgebaut wurde auch die obere Burg (Schloß Nr. 59 - die obere Burg). Es kam zu umfangreichen Umbauten und Erweiterungen der Interieurs. Die Stockwerke wurden ausgeglichen, um die Säle in einer Ebene zu verbinden, und es wurden mächtige Barocktreppenhäuser errichtet. Der ursprüngliche gotische Quadratturm wurde abgerissen, und es wurde die hölzerne Mantelbrücke gebaut. Auf dem II. Schloßhof wurde eine Münze gebaut (Schloß Nr. 59 - Münze).
Mit Johann Christian I.
von Eggenberg starb das Geschlecht in männlicher Linie aus, und die
verwitwete Fürstin Marie Ernestine von Eggenberg vermachte den Sitz
ihrem Neffen, dem Fürsten Adam Franz zu
Schwarzenberg (1680 - 1732), der den Besitz im Jahre 1719
übernommen hat. Durch die Verbindung des Eggenberger und
Schwarzenberger Besitzes entstand ein ausgedehntes Dominium, das
durch sein Ausmaß und seine Lage an die Rosenberger Zeit erinnerte.
In der Person von Adam Franz kam in die Herrschaft als Besitzer ein
tatsächlicher Barockkavalier, ein Mann, der am Kaiserhof
erfolgreich war, zugleich auch ein großzügiger Mäzen und
leidenschaftlicher Jäger. Der Domäne Český Krumlov wurde der
Herzogtitel verliehen (1723). Auf dem Gipfel des Ruhmes und Erfolgs
überraschte Adam Franz der Tod. Er wurde durch ein Geschoß des
Kaisers Karel IV. auf der Jagd bei Brandýs nad Labem (Brandeis an
der Elbe) 1732 (Die
kaiserliche Jagd) verletzt. Den Besitz übernahm der Herzog
Joseph
Adam zu Schwarzenberg (1722 - 1782) unter der
vormundschaftlichen Führung seiner Mutter Eleonora Amalia von
Lobkowitz. Auch Joseph Adam erreichte einen schnellen politischen
und gesellschaftlichen Aufstieg am Kaiserhof in Wien. Das
Wahrnehmen und Erleben der Hofatmosphäre und die schöpferische
Hochzeit des Barock und Rokoko fanden den Ausdruck in umfangreichen
architektonischen Eingriffen in die Krumauer Residenz. Außer dem
Umbau der St.
Georgs - Schloßkapelle und des Zubaues des oberen Stockwerkes
der Schloßresidenz wurde die obere Burg mit neu eingerichteten
Räumen des prachtvollen Maskensaals
und des Spiegelsaals verschönert (Historie
des Spiegelsaals). Den ersten Saal hat mit entzückenden
Rokokomalereien Joseph Lederer ausgeschmückt, mit der malerischen
Ausschmückung des Spiegelsaals wurden zwei Wiener Maler, Hans
Wetschl und Leo Märkl beauftragt. Beide Säle waren Bestandteil
eines umfangreichen Komplexes, der für Unterhaltung und Erholung
diente. Im Spiegelsaal fanden Konzerte statt, im Maskensaal Bälle
und Maskenbälle. Direkt aus dem Saal führte der hölzerne Gang der
Mantelbrücke in das renovierte Schloßtheater.
Der Fürst Joseph Adam zu Schwarzenberg ließ das Gebäude des alten
Eggenberger Theaters umbauen, und er besorgte viele Kulissen,
Theaterkostüme, Requisiten und Theatralien. Der
Verbindungsgangführte weiter in das raffinierte Heckenlabyrinth
des
Schloßgartens
in Český Krumlov. Im Garten wurde eine neue Kaskadenfontäne
errichtet. Sie ist mit Statuen der Wassergötter des Bildhauer
Joseph M. Grissler aus dem Jahre 1765 verziert. In den Jahren 1755
- 1757 wurde das Lustschloß Bellarie umgebaut, im hinteren Teil des
Gartens wurde im Jahre 1752 ein hölzerner Musikpavillon erbaut, den
František
Jakub Prokyš ausgeschmückt hat. Am Ende des Gartens war ein
Teich, der durch eine Wasserpumpe mit Wasser aus dem unweiten
Vogelburgversorgt
wurde. An den Garten schloß sich eine breite Baumreihe in Richtung
zum Kvítkův Dvůr an, der im Rokokostil in den Jahren 1750 - 1752
umgebaut wurde. In den Jahren 1744 - 1746 wurde am Schloß die
Winterreitschule (Schloß
Nr. 178 - Reitschule) nach den Plänen von Andreas Altomonte
gebaut. Am Ende des 18. Jahrhunderts hörte man auf der Krumauer
Burg auf, zu bauen.
Das Barockinterieur ist als Kopien ein Bestandteil der I. Besichtigungstrasse in Český Krumlov und den Besuchern zugänglich.
Weitere Informationen :
Die
Geschichte des Schlosses Český Krumlov
Das
Schloß Český Krumlov im 19. Jahrhundert
(mh)