Musikpavillon

Musikpavillon im Schlossgarten in Český Krumlov Dieser kleine Altan befindet sich im oberen Teil des Schloßgartens in Český Krumlov in der Nähe des Lustschlosses Bellarie. Die Konstruktion aus Holz wurde auf eine erhöhte Grundmauer von quadratförmigem Grundriß gesetzt. Der eigentliche Altan ist über eine hölzerne Treppe von der Seite des Hauptweges aus zugänglich. Auf vier Tragsäulen ruht das Mansarddach, gekrönt von einer dekorativen Vase aus Kupfer. Zwischen den Säulen befindet sich eine getäfelte Umfassunsgbrüstung. Die Schroffheit der Trägerkonstruktion wird von Volutenausschmückungen, die mit großen Bögen verbunden sind, abgeschwächt. Diese Art der Gestaltung von Fensteröffnungen wurde einige Jahre später in fortgeschrittener Form beim Zubau des oberen Stockwerkes des Lustchlößchens Bellarie verwendet.

Die Entstehung des sog. Musikpavillons wird in das Jahr 1752 datiert. In diesem Jahr wurde südwestlich des Lustschlößchens Bellarie aus Hagebuchen ein rechteckiges Labyrinth mit einem sehr komplizierten Grundriß gepflanzt. In die Mitte wurde der Altan plaziert. Das erhöhte Niveau des Fußbodens ermöglichte den Besuchern des Gartens, das Labyrinth aus der Vogelperspektive zu betrachten, der obere Rand der geformten Hagebuchenwände überragte wahrscheinlich nicht das Niveau der Brüstung.

Ebenfalls im Jahre 1752 malte František Jakub Prokyš die Deckenfreske mit illusorisch dargestellten plastischen Teilen in verschiedenen Grautönen (Simse, Voluten, Ohrmuschelornamente) und allegorischen Szenen der vier Jahreszeiten. Das Labyrinth um den Pavillon existierte kein volles Jahrhundert - im Jahre 1843 wurde es abgetragen.

Auf einem Plan aus dem Jahr 1879 erscheint außer anderen Bauwerken des Schlosses in Český Krumlov auch "der Blick auf den Pavillon im englischen Teil des Hofgartens" und weiter der Grundriß des Bauwerkes. Die schematisch dargestellte Gruppe von Bäumen in nächster Nähe des Altans beurkundet schon den romantischen Stil der Bepflanzungen, die in dieser Zeit angelegt wurden.

Musikpavillon im Schlossgarten in Český Krumlov, Interieur mit der Rokokomalerei von František Jakub Prokyš aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

Eine Zeichnung dokumentiert auch die heute nicht mehr existierenden Details des Bauwerkes - die Außenseite der Brüstung war durch Kassettierung gegliedert, der Eintritt in das Interieur des Altans wurde von einem zweiflügeligen kleinen Tor geschlossen. Die heutige Gestaltung des Gartens rund um den Pavillon - eine Gruppe von mehr als 100 Jahre alten Eichen, die den Pavillon von allen Seiten umschließen - unterdrückt die ursprüngliche dominante Stellung der Architektur des Baues im angrenzenden Gartenraum. Außer der Veränderung des Charakters der Bepflanzung erfordert der Pavillon eine Restaurierung der Holzkonstruktion inklusive der Erneuerung der ursprünglichen Farbigkeit. Vorerst wurde die Reparatur des Mansardschindeldaches beendet und die Restaurierung der dekorativen Kupfervase auf seiner Spitze.

Der Musikpavillon ist abgesehen von seinem historischen Wert vor allem ein einzigartiges Beispiel eines intakt erhaltenen kleinen Gartenbaues aus der Zeit des Rokoko.

(jo)